1. Sonntag nach Trinitatis (11.06.)2023

  • Eröffnung

„Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ Der Wochenspruch aus dem Lukasevangelium erinnert uns daran, wo wir Gott finden können. In den Worten Jesu und in den Worten derer, die seinem Wort folgen. Da ist Gott uns nah. Amen.

  • Tagesgebet

Du unbegreiflicher Gott,
die Himmel können dich nicht fassen –
und doch kommst du uns nahe in deinem Wort.
Hilf, dass wir deine Stimme unterscheiden
von den vielen anderen Stimmen, die auf uns einreden,
damit unser Leben dir gehöre, getragen und geformt
von deiner Liebe, die uns in Jesus Christus begegnet.
Amen.

  • Was mir nützlich ist – „Von Gott will ich nicht lassen“ (EG 365)

1) Von Gott will ich nicht lassen,
denn er lässt nicht von mir,
führt mich durch alle Straßen,
da ich sonst irrte sehr.
Er reicht mir seine Hand;
den Abend und den Morgen
tut er mich wohl versorgen,
wo ich auch sei im Land

2) Wenn sich der Menschen Hulde
und Wohltat all verkehrt,
so findt sich Gott gar balde,
sein Macht und Gnad bewährt.
Er hilft aus aller Not,
errett‘ von Sünd und Schanden,
von Ketten und von Banden,
und wenn’s auch wär der Tod.

3) Auf ihn will ich vertrauen
in meiner schweren Zeit;
es kann mich nicht gereuen,
er wendet alles Leid.
Ihm sei es heimgestellt;
mein Leib, mein Seel, mein Leben
sei Gott dem Herrn ergeben;
er schaff’s, wie’s ihm gefällt!

4) Es tut ihm nichts gefallen,
denn was mir nützlich ist.
Er meint’s gut mit uns allen,
schenkt uns den Herren Christ,
sein eingebornen Sohn;
durch ihn er uns bescheret,
was Leib und Seel ernähret.
Lobt ihn in’s Himmels Thron!

5) Lobt ihn mit Herz und Munde,
welchs er uns beides schenkt!
Das ist ein selge Stunde,
darin man sein gedenkt;
denn sonst verdirbt all Zeit,
die wir zubringn auf Erden.
Wir sollen selig werden
und bleibn in Ewigkeit.

  • Mit Flehen und Seufzen – Lesung aus dem 1. Johannesbrief (1Joh 4,13-21)

Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.
Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt. Wer nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollendet, auf dass wir die Freiheit haben, zu reden am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

  • Das ein‘ ist in dem Andern. – Ein Dialog zu den Worten des Johannesbriefes

Früher, sagst du, gab es noch Zeit, dem Gras beim Wachsen zuzusehen.
Das Gras war wichtig und unglaublich interessant.
Früher, entgegne ich, hättest du gar keine Zeit gehabt für solche Kleinigkeiten. Vor lauter Sorgen um Geld, und Haus und Heizung. Da hättest du Tag und Nacht arbeiten müssen. Die Augen wären dir zugefallen vor Müdigkeit und du würdest gar nichts sehn.
Früher, sagst du, wohnten die großen Dinge in den kleinen. Deshalb waren die kleinen Dinge so wichtig. Genauso wichtig wie die großen. Dann aber haben wir die kleinen Dinge von den großen getrennt. Oder die großen von den kleinen. Es schien dem Menschen besser so. Aber die großen Dinge halten uns seitdem noch mehr auf Trab.
Die großen Dinge stehlen sich in unsere Pläne und Träume. Sie locken und verführen uns mit ihrer Wichtigkeit. Sie beherrschen alles und die kleinen Dinge, oder das, was wir für klein halten, werden an den Rand gerückt. Aus Sorge und aus Angst, das scheinbar Große zu verpassen und ihm nicht gerecht zu werden.
Rede du nur, sage ich müde. Ich kann dir gar nicht folgen. Wie sollen die großen Dinge in den kleinen sein?
Große Dinge sind groß, kleine Dinge sind klein. Jedes ist für sich. Schon immer.
Und ja, die großen Dinge nehmen uns ganz in Anspruch. Die kleinen Dinge übersehen wir. So ist das nun mal. Früher war das so und heute auch. Selbst in der freien Zeit.
Der Rest ist Spinnerei.
Der Rest ist Gott, sagst du. Der Rest ist die Liebe.
Und dann liest du mir vor. Aus dem 1. Johannesbrief:
Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.
In uns! Großer Gott in kleinem Menschen, sagst du. Triumphierend schaust du mich an.
Große Dinge, die in kleinen wohnen, denke ich. Gott ist groß. Ich bin klein. Wie könnte er in mir wohnen. Der Liebe wegen?
Ich denke an Angelus Silesius. An den Sinnreim: Das ein‘ ist in dem Andern.
Jch bin nicht ausser GOtt / und GOtt nicht ausser mir /
Jch bin sein Glantz und Liecht / und Er ist meine Zihr.*
Groß und Klein vereint.
Genau genommen, sage ich zu dir, hat der Unterschied zwischen Groß und Klein dann gar keinen Sinn mehr.
Du nickst mit dem Kopf und sagst: Aha, doch noch da? Ich dachte schon, die Gedanken hätten dich gefressen. Aber ich sehe es ein bisschen anders. Gott ist klein. Gott ist Liebe. Einfach Liebe. Er ist so klein, dass er in uns wohnen kann.
In jedem von uns. Im Bruder, in der Schwester, in den Notleidenden, in den Traurigen, in den Verachteten. Sie sind Gott. Sie sind klein. Sie sind groß, weil sie Gott Raum gewähren. Weil sie den großen Dingen nicht genügen, wohnt Gott in ihnen.
Denn Gott ist keine Angst. Gott ist kein Gericht. Gott kommt zu uns Menschen. Die Liebe will bei uns sein. Mitten in uns drin. Mit Angst und Gericht hat das nichts zu tun. Auch nicht mit Macht und Gewalt, nicht mit Erfolg und Geld und Reichtum. Mit nichts, was als groß gilt auf der Welt. Mit nichts, was uns Angst macht, was uns einschüchtert, bewertet und beurteilt.
Das klingt schön, sage ich. Aber die Sorgen bleiben doch.
Dafür haben wir später noch genug Zeit, sagst du.
Du hast Recht, sage ich, wie es in einem Lied heisst: Das ist ein sel’ge Stunde, darin man sein gedenkt; denn sonst verdirbt all Zeit.**
So ungefähr, sagst du. Aber jetzt sehen wir dem Gras beim Wachsen zu, ok?

*Angelus Silesius, Cherubinischer Wandersmann, hg. von Georg Ellinger, Halle 1895, S. 23, Nr. 106.
** EG365,5

  • Umgeben von großen Dingen? – Miteinander und füreinander beten

Großer Gott,
wir sind umgeben von den großen Dingen, die unsere Welt beherrschen. Reichtum und Macht prägen unser Zusammenleben. Sie nehmen uns gefangen. Befreie uns von den Gedanken, dass nur das scheinbar Große uns glücklich machen kann.
Frieden und Gerechtigkeit zwischen Ländern, zwischen Menschen und in der Gesellschaft wohnen in den kleinen Dingen. Dort können wir sie finden. Weil du in ihnen wohnst.

Großer Gott,
der Glaube sagt, dass du für uns klein und schwach geworden bist. Wir merken, wie schwer das zu verstehen ist und zu sagen ist. Stärke uns, dass wir diese Botschaft auch gegen den Anschein weitersagen und leben können.

Großer Gott,
du bist gegenwärtig in den Menschen, die uns oft klein erscheinen. In Jesus Christus hast du uns gezeigt, dass wir in diesen Menschen unserem Glauben besonders nah kommen. Stärke uns in dieser Nähe. Lass uns erfahren, dass wir dich erkennen in denen, denen wir sonst lieber ausweichen.

Großer Gott,
wenn wir uns selbst klein fühlen, wenn wir uns schwach, krank, wertlos und traurig fühlen, dass du uns dann besonders nah bist.

Großer Gott,
wir beten zu dir mit wenigen Worten, die uns Jesus Christus gelehrt hat.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)