3. Sonntag nach Trinitatis (25.06.)2023

  • Eröffnung

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Mit dieser Zuversicht eröffnet der Evangelist diese Woche. In dieser Andacht denken wir darüber nach, was es bedeutet, das Verlorene zu suchen und selig zu machen; für den Verlorenen, für Gott, und auch für jene, die den Verlorenen verloren gegeben haben. !

  • Von den reichen Gütern deines Hauses – Aus Psalm 103

Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht
und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht
allen, die Unrecht leiden.
Er hat seine Wege Mose wissen lassen,
die Kinder Israel sein Tun.
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern
noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend,
lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.

  • In Schneeweiß kehren – Lied: „Jesus nimmt die Sünder an“ (EG 353)

1) Jesus nimmt die Sünder an.
Saget doch dies Trostwort allen,
welche von der rechten Bahn
auf verkehrten Weg verfallen.
Hier ist, was sie retten kann:
Jesus nimmt die Sünder an.

2) Keiner Gnade sind wir wert;
doch hat er in seinem Worte
eidlich sich dazu erklärt.
Sehet nur, die Gnadenpforte
ist hier völlig aufgetan:
Jesus nimmt die Sünder an.

3) Wenn ein Schaf verloren ist,
suchet es ein treuer Hirte;
Jesus, der uns nie vergisst,
suchet treulich das Verirrte,
dass es nicht verderben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.

4) Kommet alle, kommet her,
kommet, ihr betrübten Sünder!
Jesus rufet euch, und er
macht aus Sündern Gottes Kinder.
Glaubt doch und denket dran:
Jesus nimmt die Sünder an.

5) Ich Betrübter komme hier
und bekenne meine Sünden;
lass, mein Heiland,
mich bei dir Gnade zur Vergebung finden,
dass dies Wort mich trösten kann:
Jesus nimmt die Sünder an.

6) Ich bin ganz getrosten Muts;
ob die Sünden blutrot wären,
müssen sie kraft deines Bluts
dennoch sich in Schneeweiß kehren,
da ich gläubig sprechen kann:
Jesus nimmt die Sünder an!

7) Mein Gewissen quält mich nicht,
will mich das Gesetz verklagen;
der mich frei und ledig spricht,
hat die Schulden abgetragen,
dass mich nichts verdammen kann:
Jesus nimmt die Sünder an.

8) Jesus nimmt die Sünder an;
mich hat er auch angenommen
und den Himmel aufgetan,
dass ich selig zu ihm kommen
und auf den Trost sterben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.

  • Noch Raum da – Worte aus dem Buch Jona (Jona 3,10-4,11)

Als aber Gott das Tun der Leute in Ninive sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.
Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig 2und betete zum Herrn und sprach: Ach, Herr, das ist’s ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande war. Deshalb wollte ich ja nach Tarsis fliehen; denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen. So nimm nun, Herr, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben. Aber der Herr sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst?
Und Jona ging zur Stadt hinaus und ließ sich östlich der Stadt nieder und machte sich dort eine Hütte; darunter setzte er sich in den Schatten, bis er sähe, was der Stadt widerfahren würde. Gott der Herr aber ließ einen Rizinus wachsen; der wuchs über Jona, dass er Schatten gab seinem Haupt und ihn errettete von seinem Übel. Und Jona freute sich sehr über den Rizinus.
Aber am Morgen, als die Morgenröte anbrach, ließ Gott einen Wurm kommen; der stach den Rizinus, dass er verdorrte. Als aber die Sonne aufgegangen war, ließ Gott einen heißen Ostwind kommen, und die Sonne stach Jona auf den Kopf, dass er matt wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: Ich möchte lieber tot sein als leben.
Da sprach Gott zu Jona: Meinst du, dass du mit Recht zürnst um des Rizinus willen? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis an den Tod. Und der Herr sprach: Dich jammert der Rizinus, um den du dich nicht gemüht hast, hast ihn auch nicht aufgezogen, der in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?

Wort des lebendigen Gottes!

  • Der göttlichen Gerechtigkeit folgend – Gedanken zum Buch Jona

das Buch Jona ist Teil der sogenannten Kleinen Propheten. Es ist kein typisches Prophetenbuch als eine Sammlung von Reden und Sprüchen, die den Willen und das Wort Gottes durch den Mund des Propheten weitergeben. Es ist vielmehr eine Novelle, die eine zusammenhängende Geschichte und das Schicksal eines Menschen erzählt. In diesem Fall das Schicksal des Propheten Jona. Diese Geschichte ist auf dem Bild aus der Lutherbibel von 1545 in allen wesentlichen Details abgebildet.
In der Mitte des Bildes sehen wir, wie Jona von Gott beauftragt wird, den Bewohnern Ninives die Strafe Gottes anzukündigen. Davor versucht Jona zu fliehen, aber während der Flucht auf einer Fahrt über das Meer ereignet sich ein Sturm, vor dem sich die Seeleute durch Abwerfen von Ballast retten wollen. Schließlich springt Jona aber in die Fluten, um das Schiff zu retten, und wird von einem großen Fisch verschluckt und vor der Stadt Ninive wieder ausgespuckt. Ninive ist in der linken oberen Ecke des Bildes als prächtige und mächtige Stadt zu erkennen. Schließlich kehrt sich die Geschichte zu dem Teil, der im 4. Kapitel des Buches Jona beschrieben wird. Die Stadt wird nicht zerstört; zerstört ist aber die Aufgabe des Jona. Zumindest aus seiner Sicht. Wenigstens findet er Ruhe unter einem Rizinusstrauch. Aber auch der geht ein, weil die Sonne ihn verbrennt, und Jona klagt Gott an, weil er sein Leben in diesem Moment als sinnlos empfindet. Darauf antwortet Gott ihm und fragt ihn, ob denn das Leben so vieler Menschen und Tiere wirklich so unwichtig sein könne.

Diese alten Illustration, die eine ganze Geschichte in einem Bild und nicht in laufenden Bildern darstellt, ist hilfreich für das Verständnis. Denn alles hängt mit allem zusammen.
Die Reaktion des Jona, der auf das Erbarmen Gottes mit Zorn reagiert, wäre sonst kaum verständlich.
Zwei Dinge sind es, die diesen Zorn des Jona durchaus einleuchtend erscheinen lassen. Das eine ist die Aufgabe, die er von Gott gestellt bekommt und vor der er fliehen will. Das hat seinen Grund nicht nur in dem unwilligen Charakter des Propheten. Er lässt sich auch daran festmachen, dass die Stadt Ninive als Hauptstadt des assyrischen Reiches im biblischen Sinne dafür steht, dass sie andere Länder brutal überfällt, erobert, ausraubt und verwüstet und viele Menschen teils entführt, teils umgebracht hat. Es ist der Eigensinn und die brutale Macht einer sehr großen Stadt, die Gott bestrafen möchte. Gott schickt Jona also in das Herz des Feindes. Keine angenehme Vorstellung.
Und nun vergibt Gott dieser Stadt. Jona kann und will das nicht verstehen.
Gott antwortet ihm mit dem Gleichnis des Rizinusstrauches, das Jona am eigenen Leibe und an eigener Seele erfährt. Gott zeigt ihm daran, wie wertvoll jedes Leben ist. Es darf nicht einfach zerstört werden. Auch wenn es die Gerechtigkeit verlangt. Einerseits mit dem gekränkten Stolz des Jona, der den “Lohn” für seine Arbeit einfordert. Andererseits mit der Strafe für die Taten der Bewohner der Stadt Ninive.
Gott übergeht das. Nicht einfach so, es kommt die Reue und Buße der Bewohner Ninives mit auf die Rechnung. Aber – zumindest scheinbar – nicht das Leid der Menschen, die unter ihnen gelitten haben.
Gottes Vergebung ist schwer zu verstehen. Die menschliche Gerechtigkeit wird hier auf den Prüfstand gestellt. Es ist keine Frage mehr, ob Gottes Barmherzigkeit menschlichem Empfinden gerecht wird. Begründet wird dies im Wesentlichen damit, wie gesagt, dass das Leben einen Wert hat, der durch menschliche Gerechtigkeit nicht in Frage gestellt werden kann.
Diese Ansicht finden wir vielfach in der Bibel. Etwa in der Geschichte der Sintflut, die Gott selbst bereuen lässt, was er der Menschheit angetan hat. Wir finden sie ebenso in der Beispielgeschichte vom verlorenen Sohn, in der der Bruder die Frage nach Gerechtigkeit stellt. Sein Vater antwortet ihm mit der Freude darüber, dass sein Bruder noch lebt. Und schließlich ist sie präsent in der Geschichte Jesu Christi, der der göttlichen Gerechtigkeit folgend, am Kreuz sterben muss.
Was hier also für den Menschen Jona offensichtlich erscheint, diese große Ungerechtigkeit, sieht Gott anders. Er hat einen anderen “Überblick”. Gott sieht neben dem Kreuz auch die Auferstehung. Dennoch, aus menschlicher Perspektive ist das mitunter schwer erträglich.
Vielleicht aber etwas besser verständlich mit dem Blick auf das kleine Detail des verdorrten Rizinusstrauches. Dieser ist doch noch weitaus unbedeutender als ein Menschen- oder Tierleben. Und doch hat Jona daran sein Herz gehängt. Der Strauch spendet nicht nur Schatten sondern auch Trost. Er steht dafür, wie wunderbar diese Welt sein kann. Er steht dafür, dass alles wohlgeordnet und voller Schönheit ist. Es ist bitter, wenn Jona erkennen muss, dass ihm auch dieser Trost nicht zu Gebote steht. Alles liegt in Gottes Hand, sein Leben, das Leben der Bewohner von Ninive, sogar das Leben des Strauches.
Was bleibt, mitten im Zweifel an der Gerechtigkeit Gottes und im Zorn auf Gottes Handeln, ist die Einsicht, oder besser gesagt, der Glaube, das Vertrauen und die Zuversicht, dass Gott weiter denkt als es der menschliche Verstand zulässt. Das wird in der Geschichte Jonas nicht weiter ausgeführt. Das überlässt die Bibel unserer Phantasie, unserer Barmherzigkeit und unserem Glauben.
Und wenn sie also Phantasie, Barmherzigkeit und Glauben in uns wecken kann, dann hat auch der Prophet Jona ein großes Werk getan.
Amen.

Holzschnitt aus: Biblia: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch, Wittenberg 1545 Bearbeitung: ©by Sabrina Reiner Makohl (https://www.stilkunst.de/lutherbibel-1545/Jona/jona-img.php)
  • Menschenleben retten – Miteinander und füreinander beten

Ein Beispiel dafür, wie schwer es sein kann, zu glauben, dass Gott auch das Leben der Menschen schätzt, die anderen Gewalt antun, findet sich in der heutigen Fürbitte der Organisation „Brot für die Welt“.
Die Situation im Sudan wird durch den Bürgerkrieg immer entsetzlicher. In Genf wurden jetzt auf einer UN-Geberkonferenz 1,37 Milliarden für die humanitäre Hilfe im Sudan gesammelt. Deutschland will bis 2024 200 Mio. Euro geben.
Am Ende kann es doch nur der Frieden leisten, für alle Menschen ein würdiges Leben zu gewährleisten.

Wir beten für die Menschen im Sudan,
die in Hunger und Bürgerkrieg um ihr Überleben kämpfen.
Wir hören die Berichte, dass überall in Darfur und Karthum gekämpft wird,
dass Menschen in ihren Häusern und auf offener Straße angegriffen werden.
In diesen Tagen wird durch all die Gewalt aus der drückenden Armut und Not im Sudan eine unermessliche humanitäre Katastrophe.
Wir bitten Dich:
Lass es gelingen, dass durch die eingesammelten Gelder auf der UN-Geberkonferenz
endlich mehr Hilfsgüter in den Sudan gebracht werden.
Segne Helferinnen und Helfer, die vor Ort arbeiten und Menschenleben retten.
Lass die Hoffnung auf Frieden im Sudan nicht erlöschen.
Stärke mit Deinem Geist alle,
die sich klug und besonnen dafür einsetzen, dass die Gewalt abnimmt.
Öffne Wege des Friedens
für eine bessere Zukunft im Sudan.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)