- Anfangen
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen.
- Eröffnung
„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Der Spruch aus dem Brief des Paulus an die Christen in Galatien begleitet uns durch die neue Woche.
Da erwartet der Apostel Paulus eine ganze Menge von uns und mit dem Anspruch werden wir im Text des Sonntags konfrontiert.
- Lied: „Komm in unsre stolze Welt“ (EG 428)
Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.
Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.
Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.
Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.
Komm in unser dunkles Herz, Herr mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.
- Psalm 42
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,
so schreit meine Seele, Gott, zu dir.
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht,
weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst:
Wie ich einher zog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Haus Gottes
mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern.
Was betrübst du dich meine Seele und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er mir hilft mit seinem Angesicht.
- Lesung: Johannes 8,3-11
Die Schriftgelehrten und die Pharisäer brachten eine Frau,
beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte
und sprachen zu Jesus:
Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden.
Mose hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen.
Was sagst du?
Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen,
auf dass sie etwas hätten, ihn zu verklagen.
Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
Als sie ihn nun beharrlich so fragten, richtete er sich auf
und sprach zu ihnen:
Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
Als sie das hörten, gingen sie hinaus, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand.
Da richtete sich Jesus auf und sprach zu ihr:
Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt?
Sie aber sprach: Niemand, Herr.
Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht;
geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
- Gedanken zum Text
Haben Sie da auch sofort ein Bild oder mehrere Bilder vor Augen, wenn sie diesen Text lesen?
Männer im Halbkreis, die Gesichter voller Zorn und Lust auf das kommende Geschehen wartend, mancher vielleicht schon mit einem Stein in der Hand.
Am Rand: Jesus, stehend, vielleicht fragenden Blickes, was die Männer wollen.
Und da die Frau. In der Mitte – zur Schau gestellt.
So und ähnlich ist die Szene oft gemalt worden.
Da ist die Unruhe, die Spannung, die von den Männern ausgeht.
Da ist die Frau, der man die Angst vor dem Kommenden ansieht.
Und da ist Jesus!
Jesus der Rabbi, der das Gesetz, die Tora kennt, das hat er in seinen Predigten bewiesen.
Aber er ist auch der, der die Auslegung der Tora erweitert hat.
Neue Aspekte hineingebracht hat, das Bild von Gott, verändert hat.
Die Texte der letzten Sonntage haben uns den Gott gezeigt, der barmherzig ist, der auf der Suche nach uns Menschen ist.
Und Jesus hat dies ganz praktisch getan. Er geht zu Ausgestoßenen, Kranken, gering Geachteten, wendet sich Kindern zu.
Und nun sind hier diese Männer, wohl vorwiegend Gesetzeslehrer, die ihn auf die Probe stellen wollen.
Und bei einem konkreten Fall von Gesetzesbruch erwischen wollen:
„Mose hat im Gesetz geboten…….. Was sagst du?“
Da kommt plötzlich eine neue Situation auf.
Die Spannung, der auf Antwort wartenden, ist zu spüren.
Aber etwas ist anders. Ruhe kehrt ein – eine Ruhe, die die Männer innerlich unruhig macht – denn Jesus schweigt, schaut niemanden an, bückt sich und malt mit dem Finger auf die Erde.
Was soll das? Hat er keine Meinung? Will er sich drücken?
Traut er sich nicht das Urteil zu sprechen?
Doch! Er traut sich – aber das erwartete Urteil kommt nicht.
Sondern eine Aufforderung an die Ankläger:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“
Auf einem Bild von Sieger Köder schreibt die Hand Jesu das Wort „Shalom“ – Frieden.
„Shalom“, das ist eine Antwort und ein Angebot. Ohne sich um die anklagenden Männer und die angeklagte Frau direkt zu kümmern, bezieht Jesus Stellung. Shalom greift den Gedanken der Wiedergutmachung auf. Auch hier geht es darum, für getanes Unrecht zu bezahlen. Jedoch nicht in einem berechnenden Sinn.
Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Damit gibt Jesus die Anklage der Männer als Anfrage an ihr eigenes Leben zurück. Das genügt! Sie haben Jesus verstanden. Einer nach dem anderen geht fort, zuerst die Ältesten.
Dann bückt sich Jesus wieder und schreibt.
Shalom, das Wort, das er still in den Sand schreibt, zeigt einen großzügigen Horizont von äußerem und innerem Frieden auf.
Darin können sich auch die wieder finden, die sich etwas zuschulden kommen ließen. Ja, es eröffnet die Chance neu zu beginnen.
In den Worten Jesu findet sich die Frau wieder.
„Wo sind sie Frau? – Hat dich niemand verdammt?“
Auf das „NEIN“ der Frau antwortet Jesus: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“
Da ist keine moralische Zurechtweisung, aber auch kein “alles nicht so schlimm – machs nie wieder“
Es sind die Worte Jesu, die befreien und zugleich einen neuen Weg weisen.
Geh! Und gib deinem Leben eine andere Richtung.
Geh achtsam mit dir um. Sieh auf die Menschen neben dir.
Beginne neu und entdecke die Vielfalt des Lebens.
Das ist Shalom in seiner ganzen Fülle. Frieden mit Gott,
den Menschen um mich herum und mit mir selbst.
Das ist es, was mir an diesem Text so wichtig ist.
Jesus setzt seine Sichtweise von Gottes Handeln konsequent um und fordert uns auf, es ihm gleich zu tun.
Sicher käme mit der Umsetzung von Jesu Sicht- und Handlungsweise ein großes Stück Frieden – Shalom mehr auf unsere Erde.
Amen.
- Miteinander und füreinander beten
Gott geschwisterlich, friedlich, versöhnt –
So sollte unsre Welt doch sein.
Du traust es uns zu.
Du siehst unser Bemühen, und du siehst unser Scheitern.
Bleib geduldig mit uns.
Gott, wir bitten dich für alle, die etwas bereuen
und einen neuen Weg in ihrem Leben einschlagen wollen.
Gib ihnen die Kraft dazu.
Wir bitten dich für alle, denen Böses widerfährt,
sei ihnen ein Gegenüber für ihre Wut und für die Rachegedanken.
Wir bitten dich für alle, die vergeblich Versöhnung herbeisehnen.
Sei ihnen ein Gegenüber in Enttäuschung und Ernüchterung.
Wir bitten dich für alle,
die sich ein Herz fassen und auf andere zugehen.
Sei an ihrer Seite und stärke ihr Vertrauen.
Wir bitten für die Gruppe der Senioren unserer Gemeinde,
die heute ihre Freizeit in Herrnhut beginnt.
Sei bei ihnen in diesen Tagen, behüte sie vor Gefahren
und lass sie eine frohe Zeit des Miteinanders erleben.
So beten wir, wie Jesus Christus uns gelehrt hat:
Vaterunser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
- Segensbitte
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
Vater, Sohn uns Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Lektorin Gudrun Naumann)