6. Sonntag nach Trinitatis 2020

  • Eröffnung

Kommen wir zu dir, Gott, oder kommst du zu uns? Du nimmst dich letztlich unserer an. Umgibst uns mit deinem Frieden. Dass wir leben können. Zuhause, in der Kirche, im Urlaub, bei der Arbeit und in der Freizeit, unter Menschen ebenso wie in der Einsamkeit. Komm zu uns, Gott, in deinem Frieden. Amen.

  • Lied: Ich bin getauft auf deinen Namen (EG 200)

1. Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist,
Ich bin gezählt zu deinem Samen,
Zum Volk, das dir geheiligt heißt,
Ich bin in Christum eingesenkt,
Ich bin mit seinem Geist beschenkt.

2. Du hast zu deinem Kind und Erben,
Mein lieber Vater, mich erklärt,
Du hast die Frucht von deinem Sterben,
Mein treuer Heiland, mir gewährt.
Du willst in aller Not und Pein,
O guter Geist, mein Tröster sein.

3. Doch habe ich dir Furcht und Liebe,
Treu‘ und Gehorsam zugesagt,
Ich hab‘ aus deines Geistes Triebe
Dein Eigentum zu sein gewagt,
Hingegen sagt‘ ich bis ins Grab
Des Satans schnöden Werken ab.

4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite
Bleibt dieser Bund wohl feste stehn;
Wenn aber ich ihn überschreite,
So laß mich nicht verlorengehn!
Nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an,
Wenn ich hab‘ einen Fall getan!

  • Worte aus Psalm 139

Herr, du erforschest mich und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich

und siehst alle meine Wege.

Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,

das du, Herr, nicht alles wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich

und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

  • Worte aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 7, Verse 6 bis 12

Denn du, Israel, bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. 

Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat der Herr euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der Herr, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat.

  • Drei Stimmen

1. Stimme:

Eifersüchtig wachst du über mich, Gott. Eifersucht, das ist ein starkes Gefühl. Heutzutage scheint es außer Mode gekommen zu sein. Wer sein Gegenüber, seine Partner*in eifersüchtig bewacht, erntet leicht Mißverständnis. Niemand gehört jemandem; niemand darf Anspruch auf seinen Mitmenschen erheben. Ob ich treu bin oder mir Sorgen mache, das sollte mir doch freigestellt bleiben.  Aber es wäre auch schön, mir gewiß zu sein, dass ich zu dir gehöre. Wie schön wäre es, wenn du um mich kämpfst und mich unter keinen Umständen allein lässt. Mich fest hältst, egal, was passiert. Ich sehne mich nach der Sicherheit und Geborgenheit, die daraus erwächst. Gerade dann, wenn ich mich klein und schwach fühle, wenn ich den Anforderungen des Lebens und des Alltags nicht genügen kann. Gott, du hast mich erwählt, wie du das Volk Israel erwählt hast. Bleibe bei mir, umgib mich von allen Seiten und halte deine Hand über mir.

2. Stimme:

Gott, du hast mich nicht gefragt, ob ich zu dir gehören will. Habe ich eine Wahl? Kann ich von dir weg gehen, ohne dass du mich bestrafst. Für meine Schwäche kann ich doch nichts. Ich kann nichts für die Tage und Zeiten, in denen ich mich klein und hilflos fühle. Es ist ja nicht so, dass ich keine Hilfe bräuchte. Aber was kostet mich das? Ich soll dir treu sein, egal was auf mich zukommt im Leben. Dann willst du immer um mich sein. Hältst mir deine Gebote und Gesetze vor Augen, denen ich nicht genügen kann. Du umgibst mich von allen Seiten und hältst deine Hand über mir. Kann ich dann noch atmen und mich frei bewegen? Die Freiheit ist mir wichtiger als deine Fürsorge. Auch wenn es gefährlich wird. Auch, wenn ich an mir selbst scheitere?

3. Stimme:

Du hast mich erwählt, weil ich klein bin. Du hast mich in deine Gemeinschaft gerufen. Das fordert mich heraus. Denn du, Gott, rechnest mit mir. Du traust mir Großes zu. Du nimmst mich in deine Verantwortung. Du glaubst, dass ich dieser Verantwortung genügen kann. Manchmal zittere ich davor und habe Angst zu versagen. Aber deine Stärke und Barmherzigkeit umgibt mich. Du versicherst mir, in deiner Gegenwart auch die schwersten Aufgaben bewältigen zu können. In  deiner Nähe richte ich mich auf aus meiner Kleinheit, fasse Mut und gehe einen guten Weg. Weil du, Gott, mich gut geschaffen hast. Du siehst das Gute in mir. Auch unter der Hülle von Verzagtheit und Schmutz, die das Leben über mich breitet. Finsternis ist nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtet wie der Tag. Ich kann mich und meine Mitmenschen in deinem Licht sehen, das du über mir erstrahlen lässt. Du hast mich erwählt in meiner Taufe, wie du das Volk Israel erwählt hast. Von Anfang an.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Du, Gott,

der du dich zu uns bekennst
und ebenso Verantwortung von uns forderst.

Du kennst uns,
die dunklen und die hellen Seiten.

Auch wenn es eng wird um uns,
weil das Leben von Eigennutz, von Gewalt, 
von Verlust, von Schmerz und Einsamkeit bedroht ist,

weil wir das Gute vergessen, dass du uns geschenkt hast,
weil wir auf Kosten anderer leben,
weil wir nicht über unseren Tellerrand gucken können,

weil wir in uns verkrümmt sind,

dann, Herr, lass uns nicht fallen,
richte uns wieder auf,
schenke uns deinen Atem,
der uns wieder ins Leben ruft,
schenke uns deine Seele,
die uns mit deiner Barmherzigkeit erfüllt.

Wir rufen zu dir im Licht deiner Erwählung:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfarrer Olaf Wisch)