Hinweis: Sie können sich die folgende Andacht auch anhören:
- Eröffnung
Fürchtet euch nicht! So ruft uns der Engel über der Weihnachtskrippe zu! Verzagt nicht in dieser Dunkelheit! Denn euch ist heute der Heiland geboren, das Licht der Welt. Fürchtet euch nicht! Diesen göttlichen Ruf des Engels hören wir in diesem Jahr besonders deutlich. Sein Wort möge uns ermuntern, zu hören und zu handeln nach dem Segen Gottes.
Amen.
- Ein Lied: Stille Nacht, heilige Nacht
1. Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht
nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh!
2. Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht,
durch der Engel Halleluja
tönt es laut von fern und nah:
Christ, der Retter ist da! Christ, der Retter ist da!
3. Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.
- Aus Psalm 96
Singet dem Herrn ein neues Lied;
singet dem Herrn, alle Welt!
Singet dem Herrn und lobet seinen Namen,
verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit,
unter allen Völkern von seinen Wundern!
Ihr Völker, bringet dar dem Herrn,
bringet dar dem Herrn Ehre und Macht!
Bringet dar dem Herrn die Ehre seines Namens,
bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!
Betet an den Herrn in heiligem Schmuck;
es fürchte ihn alle Welt!
Sagt unter den Heiden: Der Herr ist König.
Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.
Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist;
jauchzen sollen alle Bäume im Walde
vor dem Herrn; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.
- Evangelium nach Lukas 2,1-15
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
- Gedanken zum Lied
Wie geht es Ihnen, liebe Leser*innen,
mit „Stille Nacht, Heilige Nacht“? Unverzichtbar? Mehr als einmal zu oft gehört? Geht zum einen Ohr rein und zum andern wieder raus? Erinnerung an die Kindheit? Meine Kindheitserinnerung verbindet sich nicht nur mit den Christvespern, in denen ich das Lied gesungen habe, sondern auch mit einem Karl-May-Roman. Die 1897 erschienene Reiseerzählung „Weihnacht“ versetzt das Lied in die Weiten Nordamerikas: Nun wurden die Nuggets herausgeholt und unter dem Weihnachtsbaume nach Winnetous Anordnung in vier gleichgroße Haufen zerlegt. Dann zündeten wir die Lichter an. Während dies geschah, sagte Carpio zu mir: Thu mir noch den Gefallen, und singe mir das Lied »Stille Nacht, heilige Nacht«! Es ist mein letztes Lied auf Erden; droben werde ich Halleluja singen! Also eine typische Karl-May-Szene; und ja, das ist alles der Fantasie des Autors entsprungen. Der Hauptheld des Romans, Old Shatterhand, erzählt die tragische Geschichte seines Jugendfreundes Carpio, dem er viele Jahre später wiederbegegnet. Aber immerhin gibt es einen realen Hintergrund für die „Stille Nacht“ im Wilden Westen. Bereits 1859 ist dieses Weihnachtslied in New York von dem nordamerikanischen Priester John Freeman Young ins Englische übersetzt worden. So machte es schon früh weltweit Karriere. Vor allem auch in der Jazzmusik. Es löste sich immer mehr von seinem christlichen Ursprung und hat dazu beigetragen, dass Weihnachten für viele Menschen ein weltliches Fest der Liebe, der Familie, des Friedens und üppiger Geschenke geworden ist.
Der innige und heimelige Charakter hat das sicher befördert. „Stille Nacht“ vermittelt keine tiefgründige Theologie. Die Szenerie der drei Strophen erzeugt eher den Eindruck einer gemütlichen Stube, in der das „hochheilige Paar“ Weihnachten feiert. Die englische Zeile: „Sleep in heavenly peace!“ mutet wie ein Wiegenlied an. Dennoch: der große Erfolg zeigt, dass Melodie und Text ein wesentliches Bedürfnis transportieren. Sie erzählen von der Sehnsucht nach Nähe, nach Geborgenheit und nach Erlösung in einer unperfekten Welt. Eine Sehnsucht, die ich leicht als sentimental abtun könnte. Aber sie wird geteilt von Christen, Nichtchristen und von Gott selbst. Auch er sucht die Nähe der Menschen. Das ist die Botschaft des Liedes. Und die Botschaft von Heilig Abend. Amen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Vater im Himmel,
in dieser hochheiligen Nacht
kommst du auf uns zu.
Diese Gewissheit stärkt uns an Leib und Seele.
Stärke diese Gewissheit!
Dass wir dem Ruf des Engels folgen können:
Fürchtet Euch nicht!
Für uns und für unseren Nächsten.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)