Christfest 2020

  • Eröffnung

Der Anfang des Johannesevangeliums, erzählt davon, wie der Schöpfer aller Ding Fleisch und Blut wird:

Im Anfang war das Wort, 

und das Wort war bei Gott, 

und Gott war das Wort. 

Dasselbe war im Anfang bei Gott. 

Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, 

und ohne dasselbe ist nichts gemacht, 

was gemacht ist. 

In ihm war das Leben, 

und das Leben war das Licht der Menschen. 

Und das Licht scheint in der Finsternis, 

und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. 

Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. 

Es war in der Welt, 

und die Welt ist durch dasselbe gemacht; 

und die Welt erkannte es nicht. 

Er kam in sein Eigentum; 

und die Seinen nahmen ihn nicht auf. 

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: 

denen, die an seinen Namen glauben, 

die nicht aus menschlichem Geblüt 

noch aus dem Willen des Fleisches 

noch aus dem Willen eines Mannes, 

sondern aus Gott geboren sind. 

Und das Wort ward Fleisch 

und wohnte unter uns, 

und wir sahen seine Herrlichkeit, 

eine Herrlichkeit 

als des eingeborenen Sohnes vom Vater, 

voller Gnade und Wahrheit.

  • Ein Lied: Herbei, o ihr Gläub‘gen (EG 45)

1) Herbei, o ihr Gläub’gen, fröhlich triumphieret,
o kommet, o kommet nach Bethlehem!
Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren!
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

2) Du König der Ehren, Herrscher der Heerscharen,
verschmähst nicht zu ruhn in Marien Schoß,
Gott, wahrer Gott von Ewigkeit geboren.
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

3) Kommt, singet dem Herren, singt, ihr Engelchöre!
Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen:
„Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden!“
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

4) Ja, dir, der du heute Mensch für uns geboren,
Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm,
dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters!
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!

  • Jubelnde Trümmer (aus Jesaja 52)

Wie lieblich sind auf den Bergen 

die Füße des Freudenboten, 

der da Frieden verkündigt, 

Gutes predigt, Heil verkündigt, 

der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! 

Deine Wächter rufen mit lauter Stimme 

und jubeln miteinander; 

denn sie werden’s mit ihren Augen sehen, 

wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. 

Seid fröhlich und jubelt miteinander, 

ihr Trümmer Jerusalems; 

denn der HERR hat sein Volk getröstet 

und Jerusalem erlöst. 

Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm 

vor den Augen aller Völker, 

dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

  • Gedanken zu Jesaja

Liebe Weihnachtsgemeinde,

das ist ein ungewöhnliches Bild, welches Jesaja hier verwendet: Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems.

Ich führe mir das konkrete Bild vor Augen. Vor mir liegt ein ehemals prachtvolles Gebäude. Doch seine Mauern sind eingestürzt, das Dach liegt am Boden. Alles ist überwuchert von Gestrüpp. Tiere haben sich eingenistet. Kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Ödungen Jerusalems, so übersetzt es Martin Buber. Ein öder Ort, der von allen guten Geistern verlassen ist. Dass diese Stätte jubeln soll und fröhlich sein, ist bei diesem Anblick schwer vorstellbar. 

Denn das ist ja kein Richtfest. Der Zeitpunkt beim Bau eines Hauses nach dem Abschluss der Zimmererarbeiten. Da wird gefeiert, dass der Bau gut gelungen ist und Segen darauf liege. Es ist kein Richtfest, sondern der traurige Zustand in Trümmern und Ödnis. Der Verfall ist zu einem Ende gekommen, nicht der Neubau. 

Dennoch gebraucht der Prophet Jesaja dieses Bild. Und ich mag ihm widersprechen. Ich mag ihm sagen, dass es kein gutes Bild ist, weil es eine falsche Hoffnung nähren könnte. Dass er doch besser die Wahrheit sagen sollte. Es sind öde Trümmer. Ein Bild der Zerstörung und des Kummers. Und nicht ein Bild der Freude und Zuversicht.

Jesaja, dein Bild lässt mich dennoch nicht los. Es hat eine eigentümliche Anziehungskraft. Es setzt eine Macht voraus, die mit menschlichen Möglichkeiten nicht zu fassen ist. Ja, es mag den Zerfall deutlich vor Augen führen, es mag das buchstäbliche Tohuwabohu sein, und doch ist in diesem augenscheinlichen Gegensatz ein hoffnungsvoller Gedanke verborgen. Das Tohuwabohu ist das Chaos am Anfang der Schöpfung. Gottes Schöpferkraft wird damit aufgerufen. Und selbstverständlich kann Gott aus den öden Trümmern Jerusalems erneut ein Ort des Friedens und des Segens errichten. 

Jesaja selbst stellt neben den Jubel, den Freudenboten, den Heilsverkündern und Friedensbringern das Bild des leidenden Gottesknechtes. Ein zertrümmerter Mensch. Er hat keine Gestalt, die uns gefallen hätte, heißt es bei Jesaja. Ein Bibelwort, das auch den Bildhauer Wilhelm Gross geleitet hat, als er das Kruzifix für die Lutherkirche gestaltete. Und so führen mich die jubelnden Trümmer über den Gottesknecht und das Kreuz hin zur Krippe, die heute unter dem Kreuz steht. Das ist der gute Anfang. Der erste Tag. Und Gott wird diesen Anfang zu einem guten Ende führen. Die jubelnden Trümmer erzählen davon. Dieses Bild soll nichts beschönigen. Unsere Welt ist voller Kummer und Trümmer und Leid und voller zerstörter Häuser und unbehauster Menschen. Von allen guten Geistern und Mitmenschen scheinen sie verlassen zu sein. Jesaja sagt aber, dass Gott sie nicht verlassen hat. Dass der Anschein trügt. Und das Bild des Kindes in der Krippe nimmt das Bild der jubelnden Trümmer auf. Gott in vergänglichem Fleisch und Blut, in dem verletzlichen Leib eines Säuglings, der die Herrlichkeit Gottes verkörpert.

Heute ist Weihnachten, liebe Gemeinde,

heute beginnt es

und die Trümmer jubeln.

Denn der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstand
und tiefer reicht als unsere Verzweiflung, bewahrt unsere Herzen in Jesus Christus. Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander (Irischer Weihnachtssegen)

Gott lasse dich ein gesegnetes Weihnachtsfest erleben. 
Gott schenke dir die nötige Ruhe, damit du dich auf 
Weihnachten und die frohe Botschaft einlassen kannst. 
Gott nehme dir Sorgen und Angst 
und schenke dir neue Hoffnung. 

Gott bereite dir den Raum, den du brauchst 
und an dem du so sein kannst, wie du bist. 

Gott schenke dir die Fähigkeit zum Staunen 
über das Wunder der Geburt im Stall von Bethlehem. 

Gott mache heil, was du zerbrochen hast 
und führe dich zur Versöhnung. 

Gott gebe dir Entschlossenheit, Phantasie und Mut, 
damit du auch anderen Weihnachten bereiten kannst. 

Gott bleibe bei dir mit dem Licht der Heiligen Nacht, 
wenn dunkle Tage kommen. 

Gott segne dich und schenke dir seinen Frieden. 

  •  Vaterunser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)