Ewigkeitssonntag (21.11.)2021

  • Eröffnung

„Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.“
Der Evangelist Lukas mahnt uns zur Wachsamkeit. Ja, Lichter sollen brennen. Als Hoffnungslicht. Für die friedliche Zukunft Gottes. Und für die Menschen, die wir vermissen. Amen.

  • Ein Lied: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (EG 147)

1 »Wachet auf«, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, »wach auf, du Stadt Jerusalem! Mitternacht heißt diese Stunde«; sie rufen uns mit hellem Munde: »Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräut’gam kommt, steht auf, die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn!«

2 Zion hört die Wächter singen, das Herz tut ihr vor Freude springen, sie wachet und steht eilend auf. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig, ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna! Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.

3 Gloria sei dir gesungen mit Menschen– und mit Engelzungen, mit Harfen und mit Zimbeln schön. Von zwölf Perlen sind die Tore an deiner Stadt; wir stehn im Chore der Engel hoch um deinen Thron. Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude. Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.

  • Aus Psalm 126

Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens
und unsre Zunge voll Rühmens sein.
Da wird man sagen unter den Völkern:
Der Herr hat Großes an ihnen getan!
Der Herr hat Großes an uns getan;
des sind wir fröhlich.
Herr, bringe zurück unsre Gefangenen,
wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die mit Tränen säen,
werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen
und tragen guten Samen
und kommen mit Freuden
und bringen ihre Garben.

  • Das Friedensreich des Jesaja

Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude, und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des Herrn, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. Wolf und Lamm sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.
(Jesaja 65,17-19.23-25)

  • Gedanken zu Jesaja 65

Auf meinem ganzen heiligen Berge.
Der neue Himmel.
Auf meinem ganzen heiligen Berge.
Eine neue Erde.
Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Die neue Erde und der neue Himmel sind Gottes Heiligtum.
In diesem Frieden wird der heilige Berg erstrahlen.
Wonnevoll, ohne Klage, fruchtbar und friedlich.
Hoch oben über dem, was längst vergangen ist.
Fest gegründet auf dem Felsen.
Geschützt vor Flut und Sturm.
Geborgen, warm und sicher, wie im Schoß einer Mutter.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Ein Garten, den meine Schritte schon lange nicht mehr erreichen; der aber meine Freude war von klein auf, vor allem, weil ich Blumen so sehr liebe, und den Wind in den Apfelbäumen; ich sehne mich sehr nach ihm.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Ein Bett, ein gemeinsames, die Liebste neben mir, wo meine Hand und mein Kopf und meine Seele ruhen können; jetzt fehlt jede Ruhe, denn sie fehlt, seit Monaten schon, und trotzdem ist mir manchmal, als wäre sie noch da.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Auf meiner Maschine, alles erzittert, wenn ich am Gas drehe, und der Fahrtwind mir um die Ohren pfeift; so lange ist das her, Jahre, seit dem Unfall, dass ich lieber in meinem Rollstuhl bleibe, geschweige denn wieder auf ein Motorrad steigen würde.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

So ein Kind bleibt, es stirbt nicht, es ist einfach nur weg, nicht da, nicht zu fassen; der Schmerz bleibt, die Erinnerung und die Scham, dass ich es nicht besser konnte; als ob es meine Schuld wäre, dass es nicht älter wurde als ein paar Wochen; noch einmal möchte ich es in meinen Armen halten.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

So habe ich es gelernt, rührig sein; nie die Hände in den Schoß legen, immer was schaffen; aber keiner braucht mich, ich hocke zuhause und gucke aus dem Fenster, zusammen mit der Katze; schaue meine Hände an, ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen und die Jahre liegen noch vor mir.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Ich habe das deutsche Wort „Heimat“ gelernt; habe lange nicht verstanden, was es genau bedeutet; vielleicht, weil der Schmerz zu groß ist, wenn ich an meine alte Heimat denke; neue Heimat, alte Heimat; irgendwie bin ich noch dazwischen und kann meine Sehnsucht so schwer fassen.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Die Welt ist mir fremd geworden, unversehens kommt sie mir abhanden, plötzlich ist alles wie im Nebel, plötzlich stehen Menschen vor mir, bekannte und unbekannte, und ich frage mich, frage mich … irgendwann habe ich vergessen, was ich vergessen habe.

Auf meinem ganzen heiligen Berge.

Sagt Gott zu mir: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Ihr werdet’s sehen, und euer Herz wird sich freuen und euer Gebein soll grünen wie Gras.

Amen.

  • Vaterunser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)