- Eröffnung
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ So lädt uns Jesus ein, mit aller Dringlichkeit und mit aller Herzlichkeit. Gemeinsam hören wir auf das, was er uns zu sagen hat.
- Unter dem Schatten deiner Flügel – Worte nach Psalm 36
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes /
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
- Meins Gottes Stimm – Ein Lied: „Gott rufet noch“ (EG 392)
Gott rufet noch: sollt ich nicht endlich hören?
Wie lass ich mich bezaubern und betören?
Die kurze Freud, die kurze Zeit vergeht,
und meine Seel noch so gefährlich steht.
Gott rufet noch: sollt ich nicht endlich kommen?
Ich hab so lang die treue Stimm vernommen:
ich wusst es wohl, ich war nicht, wie ich sollt;
er winkte mir, ich habe nicht gewollt.
Gott rufet noch: wie dass ich mich nicht gebe!
Ich fürcht sein Joch, der ich in Banden lebe;
ich halte Gott und meine Seele auf:
er ziehet mich, mein armes Herz, wohlauf!
Gott rufet noch; ob ich mein Ohr verstopfet;
er stehet noch an meiner Tür und klopfet;
er ist bereit, dass er mich noch empfang;
er wartet noch auf mich; wer weiß, wie lang.
Gib dich, mein Herz, gib dich nun ganz gefangen;
wo willst du Trost, wo willst du Ruh erlangen?
Lass los! Lass los! Brich alle Band‘ entzwei!
Dein Geist wird sonst in Ewigkeit nicht frei.
Gott locket mich; nun länger nicht verweilet!
Gott will mich ganz; nun länger nicht geteilet!
Fleisch, Welt und Geisteswahn, sag immer, was du willt;
meins Gottes Stimm mir mehr als deine gilt.
Ich folge Gott, ich will ihm ganz genügen,
die Gnade soll im Herzen endlich siegen:
ich gebe mich; Gott soll hinfort allein,
und unbedingt, mein Herr und Meister sein.
Ach! nimm mich hin, du Langmut ohne Maße;
ergreif mich wohl, dass ich dich nie verlasse:
Herr! rede nur, ich geb begierig acht;
führ, wie du willst, ich bin in deiner Macht.
- Ob Gott es reut – Lesung aus dem Buch Jona
Und der Herr sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.
Und es geschah das Wort des Herrn zum zweiten Mal zu Jona: Mach dich auf, geh in die große Stadt Ninive und predige ihr, was ich dir sage! Da machte sich Jona auf und ging hin nach Ninive, wie der Herr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß. Und als Jona anfing, in die Stadt hineinzugehen, und eine Tagereise weit gekommen war, predigte er und sprach: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und zogen alle, Groß und Klein, den Sack zur Buße an. Und als das vor den König von Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe etwas zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; 8und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und heftig zu Gott rufen. Und ein jeder kehre um von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände! Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er sich abwendet von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.
Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig. (Jona 2,11-4,1)
- Gehorsam – Gedanken zum Buch Jona
Selbst der Fisch ist gehorsam. Gott sprach zum Fisch und er spuckte Jona aufs Land. Niemals steht nur ansatzweise des Fisches Gehorsamkeit in Frage. Er zieht seine Bahnen durchs Wasser und folgt dem Auftrag Gottes. Er spuckt den Propheten aus und zieht wieder seiner Wege. Er bringt Jona auf den Weg und führt ihn – dem Auftrag Gottes gemäß – nach Ninive. Kein Problem.
Der König und die Menschen und Tiere der Stadt Ninive sind gehorsam. Vorher waren sie es wohl nicht. Die Bosheit der Stadt muss groß gewesen sein. Gott beschließt sie zu zerstören. Näheres über diese Bosheit verrät der Bibeltext nicht. Entsprang er einem Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten? Haben sie sich von ihm abgekehrt? Haben sie die Gesetze der Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit verletzt? Was es auch immer war, Gott war zornig über die Stadt. Jonas Predigt verrät ebenso wenig, warum er es war. Es sind noch 40 Tage, so wird Ninive untergehen. Nur ein Satz! Der König glaubt Jona sofort. Er stellt keine Fragen. Er begehrt nicht auf. Er rechtfertigt sich nicht. Er stand auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche. Dann ruft er die ganze Stadt zur Buße und zum Fasten auf. Und die ganze Stadt folgt ihm ohne Zögern. Noch einmal wird auch das Böse erwähnt. Aber ebenso unkonkret. Ein jeder kehre um von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände. Der König erkennt, was das Böse ist. Und auch seine gehorsamen Untertanen wissen anscheinend, was er meint. Den Zweck dieses Tuns spricht der König ebenfalls aus: Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er sich abwendet von seinem grimmigen Zorn. Das ist ein eher ungewöhnliches Gottesbild. Denn der König fragt nicht, ob Gottes Zorn gerechtfertigt ist. Er stellt ihn nicht in Frage, er debattiert nicht mit Gott, sondern folgt nur der Erkenntnis, dass Gott die Stadt zerstören wird, weil er eben zornig ist.
Gott ist gehorsam. Auch Gott fragt nicht. Er glaubt dem König und der Stadt. Er traut ihrer Buße. Es reut ihn seine Ankündigung der Zerstörung. Auch hier gibt es keine weiterführende Erwägung. Gott gehorcht dem, was ihm vor Augen ist. Gottes Menschlichkeit trägt diese ganze Geschichte. Es ist durchaus eine ungewöhnliche Perspektive. Es ist ein mächtiger Gott, aber er scheint dem Menschlichen nicht so fern zu sein. Er zürnt, er vergibt, er bereut, er ist barmherzig, er ist gehorsam. Als ob es noch was Größeres gäbe, dem er ebenso folgt wie alle anderen Wesen in dieser Geschichte. Als ob auch der Mensch, wenn er barmherzig ist, reuig und gehorsam, Gott zwingen könnte; dem Unverfügbaren, dem Schicksal, dem Bösen etwas entgegenstelle könnte. Ja, so ist Gott. Gehorsam, oder anders gesagt, ansprechbar.
Jona ist nicht gehorsam. Er folgt nur dem Befehl Gottes. Anfangs weicht er ihm aus. Auch hier wird nicht erzählt warum. Er will vor Gottes Auftrag fliehen, weit weg, dorthin wo Gott ihn vermeintlich nicht finden könne. Hat er keine Lust? Fühlt er sich überfordert? Hat er Angst vor diesem Auftrag? Ich kann das verstehen. Ninive ist eine große Stadt. Drei Tage braucht es, um sie zu durchwandern. Wer weiß, was ihm geschieht, wenn er mit seiner Botschaft kommt. Die Geschichte mit dem Fisch, der ihn nach seinem Sprung vom Boot verschlingt, der voraufgehende Sturm, der das Boot fast sinken lässt, zeigt ihm allerdings, dass er Gottes Auftrag nicht entkommen kann. Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt allerdings, dass ihm Gottes Reue gar nicht passt. Er beklagt sich bei ihm. Vielleicht hat er auch die Macht genossen, durch einen einzigen Satz eine ganze Stadt zerstören zu können. Er fühlte sich wohl selbst ein wenig wie Gott. Nun tut dieser nicht, was Jona sagte und insgeheim wohl auch wünscht. Jona ist ungehorsam. Was Gott will, passt ihm nicht.
Bin ich gehorsam? Bin ich überhaupt angesprochen worden? Mich erschreckt der Satz, die Predigt des Jona: Es sind noch 40 Tage, so wird Ninive untergehen. Noch vierzig Tage, und Ninive wird umgestürzt. Dieser Schrecken gedeiht auf dem, was falsch läuft in dieser Welt. Gegenwärtig fallen mir ausreichend Gründe ein, diese Welt zu stürzen. Krisen folgen auf Krisen. Krieg auf Gewalt. Hunger folgt auf Überfluss. Krankheit folgt auf Krankheit. Dazu die vielen kleinen persönlichen Verfehlungen. Die bösen Wege, der Frevel der Hände. Bin ich ungehorsam wie Jona? Wider besseres Wissen? Aus Bequemlichkeit? Aus Angst? Was mir bleibt, ist der Glaube. An diesen unfassbaren Gott. Der zürnt, dem es reut. Seine Stimme ist deutlich zu hören. Sein Zorn, seine Reue, seine Barmherzigkeit. Wer Ohren hat, der höre.
Amen.
- Der Grund dafür – Miteinander und füreinander beten
Unser Gott,
die Erde scheint uns derzeit oft kein sicherer Ort mehr,
der Boden wird uns unter den Füßen weggezogen
und die Erde bebt in Afghanistan.
Gott, wir klagen dir nach dem schweren Erdbeben
mehr als eintausend tote Menschen und ungezählte Verletzte.
Wenn niemand retten kann,
hilf du
Wenn niemand trösten kann,
tröste du
Wenn niemand mehr einen Lichtblick hat,
öffne du ihn für die, die ihn so sehr suchen.
Sei bei den Angehörigen der Toten,
fang sie auf und lass sie nicht verzweifeln.
Heile die Verletzten.
Sende du Weisheit und deine Stärke an alle, die helfen.
Gott, verlass uns nicht in diesen Zeiten der vielen Nöte und vielen Katastrophen.
Bleib bei uns mit deiner Nähe und deiner Geduld.
Wir brauchen dein heilsames Wort.
Wir brauchen die Gewissheit,
dass das, was Menschen dieser Welt erleiden dich anrührt.
Wir brauchen deine Zusage,
dass du immer wieder einen neuen Anfang für uns alle hast.
Gib uns die Einsicht, dass wir,
was auch kommt,
uns gegenseitig als Menschen dieser Welt beistehen und helfen,
und dass der Grund dafür dein Sohn ist,
der uns deine Liebe gezeigt und gelehrt hat.
Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)