Hinweis: Sie können sich die folgende Andacht auch anhören:
- Eröffnung
Das Kalenderjahr geht zu Ende
und doch bin ich noch ganz gefangen
in dem, was dieses Jahr geprägt hat:
Corona. Pandemie. Lockdown. Todeszahlen.
Ein Rückblick fällt mir schwer.
Herr, schenke mir in dieser Situation ein Wort für mein Ohr
und ein Ohr für dein Wort!
- Ein Lied: Von guten Mächten (EG 65)
Von guten Mächten treu und still umgeben
Behütet und getröstet wunderbar
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr
Noch will das Alte unsre Herzen quälen
Noch drückt uns böser Tage schwere Last
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns geschaffen hast
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bitter’n
Des Leids gefüllt, bis an den höchsten Rand
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz
Dann wollen wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen
Die du in unsre Dunkelheit gebracht
Führ wenn es sein kann, wieder uns zusammen
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet
All deiner Kinder hohen Lobgesang
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag
- Psalm 121
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
- Worte aus dem 2. Buch Mose, 13. Kapitel
So zogen sie aus von Sukkot
und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste.
Und der Herr zog vor ihnen her,
am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen,
und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten,
damit sie Tag und Nacht wandern konnten.
Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage
noch die Feuersäule bei Nacht.
- Gedanken zum Text
Der Text für den Altjahresabend kommt aus der Geschichte des Volkes Israel.
Es ist die Aufbruchsszene zum Auszug aus Ägytpten:
Gott hat seine Macht erwiesen und den Pharao entlarvt.
Dessen Herrschaft war nur durch Unterdrückung und Angst erkauft:
Am Ende muss er die israelitischen Sklaven ziehen lassen.
Jetzt sind sie frei.
Doch der Weg in die Freiheit führt in die Wüste.
Die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule in der Nacht zeigen an:
Ich, Euer Gott, ich bin da. Ich bin bei euch!
Aber das heißt nicht, dass es leicht wird. Ihr habt die Wüste vor Euch.
40 lange Jahre. Es wird entbehrungsreich. Es wird hart. Es wird lebensgefährlich.
Ihr werdet es schnell satthaben.
Viele von Euch werden es nicht schaffen bis in das gelobte Land.
Selbst Euer Anführer Mose wird es nicht mehr betreten.
Er und unzählige andere werden vorher sterben.
Mit Gott durch das Leben gehen, das heißt nicht,
von ihm von allen schweren Lasten befreit zu werden.
Sondern das heißt mit ihm hindurchzugehen.
Mitten hindurch
durch die Wüsten des Lebens.
Gott war da in der Wüste,
er ist keine Sekunde von seinem Volk gewichen.
Auch dann nicht, als es murrte und aufbegehrte,
und Gott vergaß, beim Tanz ums goldene Kalb.
Seine Feuersäule leuchtete hell in der Nacht.
Gott war da,
in der Kälte der Nacht
und im Schmutz im Stall.
Keinem Stück Elend ist er ausgewichen
den Windeln nicht,
dem Streit mit der eigenen Familie nicht,
der Auseinandersetzung mit den Gelehrten nicht,
dann nicht den Peitschenhieben
und zum Ende auch nicht dem Tod am Kreuz.
Sein Stern leuchtete Hell in der Nacht von Bethlehem
und am Ende war sein Grab geflutet mit Engelslicht.
Gott war da,
in den letzten Monaten der Gestapo-Haft
als das Gedicht entstand,
dass uns als Lied auch zu diesem Altjahresabend wieder begleitet.
Gottes Licht leuchtete
im Herzen Dietrich Bonhoeffers,
im Angesicht der Hinrichtung
und der größten Finsternis auf Erden.
Gott war da,
auch in diesem Jahr 2020.
Sein Licht schien auf,
in dem unermüdlichen Einsatz auf den Intensivstationen der ganzen Welt.
Es viel durch die Ritzen der Ungewissheiten und der schweren Entscheidungen.
Es zeigte sich In den kleinen Gesten der Verbundenheit über jeden Abstand hinweg.
Es leuchtete im Licht der Kerzen in unserer offenen Kirche an Weihnachten.
Es strahlt voraus auf unseren Weg in das neue Jahr
und unser Leben.
Amen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Barmherziger, treuer Gott,
wir schauen auf dieses Jahr zurück.
Ein Virus hat unser Leben verändert.
Was zuvor vertraut war, mussten wir aufgeben.
Wir waren in Sorge um unsere Lieben.
Wir haben täglich von Infizierten und Toten gehört.
Wir haben uns nicht an die täglichen Zahlen gewöhnt.
Wir sind erschöpft.
Du aber warst bei uns,
barmherziger, treuer Gott,
wir legen dieses Jahr in deine Hände zurück.
Nimm auf dein Herz
die Trauer um die Tausenden Toten.
Nimm auf dein Herz die Schmerzen.
Lass die Liebe dieses Jahres weiter blühen.
Lass die Furcht dieses Jahres vergehen.
Du aber warst bei uns,
barmherziger, treuer Gott,
wir legen dieses Jahr in deine Hände zurück.
Menschen, die wir zuvor nicht kannten, wurden uns wichtig.
Wir sind dankbar für die Berührungen, die möglich waren.
Wir sind dankbar für die Hilfe, die wir erfahren haben.
Wir sind dankbar für die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Wir sind dankbar für die Musik.
Du aber bist bei uns,
barmherziger, treuer Gott,
wir legen dieses Jahr in deine Hände zurück.
Mach das Glück dieses Jahres groß,
mach das Dunkel hell,
und segne deine Welt
durch Jesus Christus,
derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.
Amen.
- Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich! Amen.
(Pfr. Dr. Georg Bucher)