Ewigkeitssonntag 2020

  • Eröffnung

„Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.“ Der Evangelist Lukas mahnt uns zur Wachsamkeit. Ja, Lichter sollen brennen. Als Hoffnungslicht. Für die friedliche Zukunft Gottes. Und für die Menschen, die wir vermissen. Amen.

  • Ein Lied: Wachet auf, ruft uns die Stimme (EG 147)

1 »Wachet auf«, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, »wach auf, du Stadt Jerusalem! Mitternacht heißt diese Stunde«; sie rufen uns mit hellem Munde: »Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräut’gam kommt, steht auf, die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn!«

2 Zion hört die Wächter singen, das Herz tut ihr vor Freude springen, sie wachet und steht eilend auf. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig, ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna! Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.

3 Gloria sei dir gesungen mit Menschen– und mit Engelzungen, mit Harfen und mit Zimbeln schön. Von zwölf Perlen sind die Tore an deiner Stadt; wir stehn im Chore der Engel hoch um deinen Thron. Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude. Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.

  • Aus Psalm 126

Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens
und unsre Zunge voll Rühmens sein.
Da wird man sagen unter den Völkern:
Der Herr hat Großes an ihnen getan!
Der Herr hat Großes an uns getan;
des sind wir fröhlich.
Herr, bringe zurück unsre Gefangenen,
wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die mit Tränen säen,
werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen
und tragen guten Samen
und kommen mit Freuden
und bringen ihre Garben.

  • Das Friedensreich des Jesaja

Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude, und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des Herrn, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. Wolf und Lamm sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.

(Jesaja 5,17-19.23-25)

  • Gedanken zu den Worten des Propheten Jesaja

Auferstehung

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.

Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.

Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.

Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

(Marie Luise Kaschnitz)

Manchmal, so eröffnet Marie Luise Kaschnitz ihre Zeilen. Manchmal herrscht die Hoffnung des Einzelnen auf das Leben nach dem Tod ebenso wie die Hoffnung auf ein Friedensreich, wie es der Prophet Jesaja beschreibt. Mit weidenden Löwen und sanften Wölfen. Noch trägt die Hoffnung die Zeichen der Zeit. Es sind die Weckuhren und Leuchtzeiger ebenso wie das lebendige Haar und die atmende Haut ihre Symbole. Symbole, die über sich hinausweisen. Über das Manchmal hinaus. Ein Haus aus Licht ist noch in ihnen verborgen. Eine geheimnisvolle Ordnung. Aber die Leuchtzeiger löschen nicht aus, die Weckuhren hören nicht auf zu ticken. Obgleich ich gegenwärtig noch vom Gewohnten umgeben bin. Das Friedensbild des Propheten Jesaja und die Auferstehung erscheinen noch wie eine Fata Morgana, wie eine vorgespiegelte Oase unter Palmen. Noch bin ich mitten im Leid dieser Welt. Der Tod ist die Kehrseite der atmenden Haut und des lebendigen Haares. Aber deren Schönheit kann dem Betrachter nicht entgehen. In diesen Momenten des Manchmal sind sie in ihrer ganzen Schönheit gegenwärtig. So umfassen die Worte der Dichterin beide Themen dieses Sonntages. Sie hat die Hoffnung auf ein Leben in Gottes Armen im Blick und verbindet sie mit der Hoffnung auf Gottes Friedensreich. Wenige Zeilen genügen dafür, Zeilen für ein Manchmal. Darin bin ich erlöst. Erlöst von der Angst, den Menschen nicht wieder zu begegnen, die ich verloren habe. Und befreit zu der Hoffnung, dass diese Welt des Unfriedens der Zukunft Gottes nicht standhält. Die Leuchtzeiger löschen nicht aus. Auch in der tiefen Nacht. Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Von dir Gott kommt unser Leben, und zu dir kehrt es zurück.
In deine Arme legen wir die Trauernden.
Wir vertrauen sie deiner Nähe an.

In deinen Schoß legen wir unsere Sterbenden.
Wir vertrauen sie deiner Fürsorge an.
Begleite sie und schenke ihnen Kraft für den Weg, der vor ihnen liegt.

In deine Hände legen wir unsere Verstorbenen.
Wir vertrauen sie deiner Barmherzigkeit an.
Halte du sie geborgen und nimm sie auf in die Ewigkeit.

Dein Jesus Christus ist unsere Zuversicht.
Mit seinen Worten beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)