- Eröffnung
„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“
Mit diesen Worten aus dem 1. Johannesbrief werden wir darin bestärkt, dass Gott uns beisteht in jeder Versuchung und jedem Leid. Darin zeigen sich Glaube, Liebe und Hoffnung, an denen Gott uns teilhaben lässt. Gerade in der kommenden Passionszeit.
- Daß uns der Feind nicht trutze – Ein Lied: „Ach bleib mit deiner Gnade“ (EG 347)
1) Ach bleib mit deiner Gnade
bei uns, Herr Jesu Christ,
daß uns hinfort nicht schade
des bösen Feindes List.
2) Ach bleib mit deinem Worte
bei uns, Erlöser wert,
daß uns sei hier und dorte
dein Güt und Heil beschert.
3) Ach bleib mit deinem Glanze
bei uns, du wertes Licht;
dein Wahrheit uns umschanze,
damit wir irren nicht.
4) Ach bleib mit deinem Segen
bei uns, du reicher Herr;
dein Gnad und alls Vermögen
in uns reichlich vermehr.
5) Ach bleib mit deinem Schutze
bei uns, du starker Held,
daß uns der Feind nicht trutze
noch fäll die böse Welt.
6) Ach bleib mit deiner Treue
bei uns, mein Herr und Gott;
Beständigkeit verleihe,
hilf uns aus aller Not.
- Bloß sein Leben wahre – Worte aus dem Buch Hiob im 2. Kapitel
Eines Tags geschahs, die Gottessöhne kamen, vor IHN zu treten, auch der Hinderer kam mitten unter ihnen, vor IHN zu treten. ER sprach zum Hinderer: »Von wannen kommst du?« Der Hinderer antwortete IHM, er sprach: »Vom Schweifen über die Erde, vom Mich-ergehen auf ihr.« ER sprach zum Hinderer: »Hast du dein Herz auf meinen Knecht Ijob gerichtet: daß keiner auf Erden ihm gleich ist, ein Mann schlicht und gerade, Gott fürchtend und vom Bösen weichend? Und noch hält er an seiner Schlichtheit. Du aber hast mich gegen ihn gereizt, ihn umsonst zu verschlingen.« Der Hinderer antwortete IHM, er sprach: »Haut um Haut, alles, was eines Mannes ist, gibt er um sein Leben. Hingegen schicke doch deine Hand aus und rühre an sein Gebein und an sein Fleisch, – ob er nicht in dein Antlitz dir absegnet!« ER sprach zum Hinderer: »Da, er ist in deiner Hand, bloß sein Leben wahre!« Der Hinderer fuhr aus von SEINEM Antlitz und schlug Ijob mit einem bösen Geschwür von der Sohle seines Fußes bis zu seinem Scheitel. Der nahm sich eine Scherbe, sich damit zu schaben, während er inmitten der Asche saß. Sein Weib sprach zu ihm: »Noch hältst du an deiner Schlichtheit! Segne Gott ab und stirb!« Er sprach zu ihr: »Gleich dem Reden einer der Nichtigen redest du. Auch das Gute empfangen wir von Gott – und wollen das Böse nicht empfangen?« Bei alledem sündigte Ijob nicht mit seinen Lippen. (Übersetzung nach Buber / Rosenzweig)
- Verbindung zu Gott- Gedanken zu Hiob
Gott sieht Hiob.
Er hat sein Herz auf ihn gerichtet.
Er schätzt ihn. Seine Schlichtheit und Geradheit.
Seine Gottesfurcht und seine Gütigkeit.
In all diesen Begriffen drückt Gott aus,
dass auch Hiob sich von Gott gesehen weiß.
Unabhängig davon, ob Gott ihm Gutes oder Böses schickt.
Gott ist in Verbindung mit Hiob,
Hiob ist in Verbindung mit Gott.
Das ist erstaunlich und verwirrend.
Hiobs Gottesbild beschränkt sich nicht darauf,
dass Gott für sein Wohlergehen zuständig sei.
Ihm kommt es allein darauf an,
von Gott nicht verlassen zu sein,
Gottes Dasein zu wissen und zu fühlen,
eben mit ihm in Verbindung zu sein.
Und so geht es Gott auch.
Gott fragt den Hinderer, hebräisch, den Satan:
Hast du dein Herz auf meinen Knecht Hiob gerichtet?
Dieser gibt aber keine Antwort darauf.
Hiob interessiert ihn wohl nicht.
Vielmehr erinnert er Gott an den Wettstreit,
den beide um Hiob ausfechten.
Wird Hiob die Verbindung zu Gott abbrechen,
wenn er alles verliert, was sein Leben bisher ausgemacht hat.
Wenn er seine Kinder verliert, seinen Besitz;
und schließlich sogar seine Gesundheit.
Wenn Gott ihn in Versuchung führt.
Wenn ihm nichts mehr bleibt. Außer sein nacktes Leben.
Hiobs Frau folgt diesem Gedanken des Hinderers.
Verständlicherweise empfiehlt sie Hiob, Gott abzusegnen.
Ihn zu lassen, sich nicht mehr mit ihm zu befassen.
Im Tod wird ihm das sicher gelingen, glaubt sie:
Segne Gott ab und stirb.
Dann hat das Leid ein Ende.
Gott ist für sie wie ein Geschäftspartner,
dem Hiob kündigen soll oder kann oder darf oder muss,
wenn er ihm nicht mehr das liefert, was er wünscht.
Hiobs Perspektive ist anders.
Der Hinderer hat Recht, wenn er sagt: Haut um Haut,
alles, was eines Mannes ist, gibt er um sein Leben.
Hiob hängt an seinem Leben. Bis zum letzten Atemzug.
Deshalb gibt er seines nicht auf. Das Letzte, was ihm bleibt.
Seine Verbindung zu Gott. Sein Gebet. Seine Sehnsucht.
Seine Klage. Sein Hoffen, Lieben und Glauben.
Es ist alles, was er noch hat. Sein Leben. Gott.
Sonst bleibt ihm nur der Tod. Ohne Gott.
Darin würde Hiobs Frau Recht behalten.
Liebe Gemeinde,
wie in einer Ellipse gibt es immer zwei Zentren,
wenn ich die Frage nach Glaube und Versuchung stelle.
Die eine wird von Gott und dem Hinderer gebildet.
Sie ist ein Bild von Gott, wie ich es mir in Freud oder Leid vorstelle.
Da ist Gott, der sich für mich interessiert,
und auf der anderen Seite der Hinderer, dem ich gleichgültig bin.
Hiob und seine Frau bilden die Zentren der anderen Ellipse.
Auf der einen Seite halte ich an Gott fest, ob in Freud oder Leid.
Auf der anderen Seite zweifle ich an ihm.
Zweifelnder und gläubiger Mensch.
Gott und der Hinderer, sie sind aus meiner Sicht untrennbar;
so wie Zweifel und Glauben in mir fest verbunden sind.
Wenn es nur diese beiden Verbindungen gäbe
wäre es egal, ob ich an Gott oder den Teufel glaube,
sie sind ja eins;
es wäre egal, ob ich zweifle oder glaube,
es ist ja ein und dasselbe
es wäre egal, wenn es nicht eine dritte Ellipse gäbe.
Deren Zentren sind Gott und Hiob.
Sie sind unauflöslich miteinander verbunden.
Mag sein, dass ich leide, dass ich nichts besitze,
dass es mir an Aussichten und Zukunftshoffnungen fehlt;
dass ich nichts Besonderes leiste oder den Erwartungen meiner Mitmenschen nicht gerecht werde,
dass es mir an Schönheit und Gesundheit fehlt,
dass ich verlassen, einsam und krank in der Asche hocke,
eines kann ich von Hiob lernen,
auch wenn mir seine Haltung erstaunlich und verwirrend vorkommt,
an einem hält Hiob unverbrüchlich fest:
Gott sieht mich.
Amen.
- Bleibe uns verbunden – Miteinander und füreinander beten
Gott, sieh uns an, voller Liebe,
dass ich daran festhalte,
auch wenn die Welt in Krieg versinkt,
in Streit und Hass;
auch wenn es ungerecht zugeht,
Geiz und Gier regieren;
auch wenn uns Katastrophen am Sinn des Lebens zweifeln lassen.
In deiner Liebe bleibe uns verbunden.
Gott, sieh uns an, voller Glauben,
dass wir daran festhalten,
dass du uns gut geschaffen hast,
auf Gemeinschaft und Nächstenliebe hin,
dass wir uns unter deinem Wort versammeln,
und Heimat sein können für alle Menschen,
die nach dir fragen.
In deinem Glauben bleibe uns verbunden.
Gott, sieh uns an, voller Hoffnung,
dass wir daran festhalten,
auch dann, wenn uns großes Leid trifft,
wenn wir selbst und unsre Liebsten leiden,
an Krankheit, Einsamkeit und Trauer,
dass du uns Leben schenkst
selbst über den Tod hinaus.
In deiner Hoffnung bleibe uns verbunden.
Gott hat uns zugesagt,
in Jesus Christus mit uns verbunden zu bleiben.
Mit seinen Worten beten wir.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)