Kantate (15.05.)2022

  • Eröffnung

„Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ So jubelt der Psalm 98 in dieser österlichen Zeit. Dieser Jubel ist immer angemessen, auch angesichts des Krieges. Denn Gott stellt uns mit Liedern und Gebeten in eine Wirklichkeit, die uns Hoffnung und Kraft gibt auch in dunkler Zeit.

  • Singet, rühmet und lobet! – Worte nach Psalm 98

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker, wie es recht ist.

  • Auf steinigen Wegen – Ein Lied: Ich sing dir mein Lied (EGE 19)

1) Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens, dir sing ich mein Lied.

2) Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben
von deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

5) Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne den Klang hast du mir gegeben
von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen
du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

  • Reichlich unter euch – Lesung aus dem Brief an die Kolosser

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes,
als die Heiligen und Geliebten,
herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;
und ertrage einer den andern
und vergebt euch untereinander,
wenn jemand Klage hat gegen den andern;
wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
Über alles aber zieht an die Liebe,
die da ist das Band der Vollkommenheit.
Und der Friede Christi,
zu dem ihr berufen seid in einem Leibe,
regiere in euren Herzen;
und seid dankbar.
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen:
Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;
mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern
singt Gott dankbar in euren Herzen.
Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken,
das tut alles im Namen des Herrn Jesus
und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
(Kol 3,12-17)

  • Friedenstiften – Gedanken zu den Worten des Kolosserbriefes

„vor- und nachsicht im miteinander, geduld und liebevolles, aufmerksames zu- und hinhören – nach außen wie auch nach innen. zudem glaube ich, dass es wichtiger denn je ist, im kleinen und bei uns selbst zu beginnen, frieden zu stiften. seit geraumer zeit lasse ich mich daher von der frage „wo stiftest du frieden?“ begleiten.“ (https://literaturoutdoors.com/2022/05/14/)
Diese Worte findet ein Schriftsteller, Anfang 30, aus der Schweiz; keine große Weisheit, nur aus dem Alltag heraus gewachsen; vielleicht auf dem Heimweg mit seiner kleinen Tochter an der Hand.
Angesichts der großen Politik, der Gewalt, der Geschäfte und den übermächtigen Machenschaften, denen ich ohnmächtig ausgeliefert bin, mag diese Ansicht naiv erscheinen. Aber sie wächst – wie gesagt – aus dem schlichten Alltag, sensibel für das, worauf es wirklich ankommt: Freundschaft, Familie, Zärtlichkeit, Sicherheit, Vertrauen. Mit der 3-jährigen an der Hand.

Der Autor des Briefes an die Kolosser scheint von ähnlicher Naivität zu sein: “Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.” Mag sein, dass das tatsächlich naiv ist, mit Liedern dem Bösen etwas entgegenzustellen. Mir gefällt aber diese Weise des Lehrens und Ermahnens außerordentlich gut. Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern. Aus Dankbarkeit. Etwas, was ich nur gemeinsam mit anderen tun kann. Die gottesdienstliche Praxis, gemeinsam etwas zu lesen oder zu sprechen, kommt sonst so gut wie nie in meinem Leben vor. Vielleicht noch im Theater auf der Bühne. Im Gottesdienst übe ich das hingegen ziemlich oft. Bei den Psalmen, den liturgischen Antworten, beim Vaterunser und beim Glaubensbekenntnis. Und körperlich-seelisch treffe ich auf Schwestern und Brüder während des Abendmahls, teile Wein und Brot, übe Frieden im Kreis, wo jeder jede im Blick hat, mein Blick nicht ausweichen kann, wo aus tiefstem Grund des Glaubens klar ist, dass wir zusammengehören; das es das ist, was uns verbindet, wo der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen!

Dass der Schriftsteller das für sich entdeckt, diese Praxis des Aufeinanderhörens, des Friedenstiftens im Kleinen; dass er aus eigenem Antrieb nach der Alternative sucht, die sich nicht im Rechthabenwollen erschöpft, ist ein Zeichen dafür, dass es gar nicht so naiv ist, diese Übung zu vollziehen. Ebensowenig wie das Miteinander im Gottesdienst, im gemeinsamen Beten und Singen. Es ist mindestens das eine Gegengewicht zu all den Grausamkeiten, die sonst niemand grundsätzlich in Frage stellen würde.

Und der Friede Gottes, höher als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

  • Nicht nur Worte sondern auch Werke – Miteinander und füreinander beten

Guter Gott,
wir bitten dich um Geduld für unsern Alltag.
Das Leben wird nicht leichter und manche Sorge treibt uns um.
Stärke uns, dass wir gerade in diesen Zeiten
den Mitmenschen nicht aus dem Blick verlieren.

wir bitten dich um einen weiten Glauben.
Die Menschen in unseren Gemeinden
und in anderen christlichen Konfessionen
sind sich nicht immer einig darüber, wie wir leben sollen
in diesen Zeiten des Krieges und der Dürre und der Hungersnöte.
Stärke unsere Gemeinschaft, dass sie nicht nur Worte sondern auch Werke teilt.

wir bitten dich um Liebe für unsere Mitmenschen.
Im Kleinen wie im Großen ist unser Mitgefühl gefragt.
Oft kann uns das überfordern.
Stärke unsere Zuversicht, dass jedes gute Wort und jedes gute Werk
unser Miteinander stärkt; bei Geflüchteten, Hungernden, Einsamen,
kranken und alten Menschen, in der Ferne und in der Nähe.

wir bitten dich um Hoffnung für diese zerrissene Welt.
Dass die Gewalt in der Ukraine und in vielen anderen Regionen der Welt
bald friedlich enden möge, dass Gespräche in Gang kommen,
dass die Waffen schweigen und ein Weg der Versöhnung gefunden werden.
Versöhnung jenseits von Kriegen, Ausbeutung und Umweltzerstörung.

Guter Gott, wir bitten dich um deine Gemeinschaft.
Amen.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)