Miserikordias Domini 2020

Hinweis: Sie können sich den Beitrag auch anhören:

Heute ist der Sonntag Misericordias Domini. Die „Barmherzigkeit Gottes“ verbunden mit dem tragenden Bild des guten Hirten. Die vertrauten Worte des Psalms 23 leiten diese Andacht ein.


Gottes Wort, Gebet und Segen haben überall Platz:
zuhause, am Küchentisch, auf dem Sofa oder draußen im Freien.

  • Vorbereiten

Ich lege beiseite, was mich gerade beschäftigt.
Mein Kopf und mein Herz sind voll.
Einatmen … ausatmen … Alles lassen.
Ich bin hier. Gott ist hier. Das genügt.

  • Anfangen

In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir.
Amen.

  • Den Psalm beten

Hört Worte aus Psalm 23:

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

  • Gebet

Guter Gott,
du hast uns im Blick.
Auch wenn wir uns im Dunkeln verbergen.
Dein Licht strahlt in unsere Nacht.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

  • Ein Lied singen

Wochenlied ist heute die Nummer 274 im Gesangbuch: Der Herr ist mein getreuer Hirt. Der Text des Liedes wurde nach Worten des 23. Psalms gestaltet. Zu Beginn des Jahres haben wir es noch bei einem Seniorennachmittag in gewohnter Runde gesungen.

1) Der Herr ist mein getreuer Hirt, hält mich in seiner Hute, darin mir gar nicht mangeln wird jemals an einem Gute. Er weidet mich ohn Unterlass, da aufwächst das wohlschmeckend Gras seines heilsamen Wortes.

2) Zum reinen Wasser er mich weist, das mich erquickt so gute, das ist sein werter Heilger Geist, der mich macht wohlgemute; er führet mich auf rechter Straß in seim Gebot ohn Unterlass um seines Namens willen.

3) Ob ich wandert im finstern Tal, fürcht ich doch kein Unglücke in Leid, Verfolgung und Trübsal, in dieser Welte Tücke: denn du bist bei mir stetiglich, dein Stab und Stecken trösten mich, auf dein Wort ich mich lasse.

  • Predigttext 1. Petrus 2,21b-25

Da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

  • Gedanken zum Text

Der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz: Christus trägt meine Sünden hinauf an seinem Leib auf das Holz. Dieser Gedanke wird in der Philosophie schon seit über 200 Jahren zurückgewiesen. Immanuel Kant spricht von einer „allerpersönlichsten Schuld“, die der Mensch auch nur persönlich sühnen kann. Niemand anders kann sie auf sich nehmen. Auch nicht Christus. Die gute Botschaft des Petrusbriefes scheint damit erledigt zu sein.

Ihr wart wie irrende Schafe: Ich messe meine Sünde nicht an einem allgemein verbindlichen Gesetzeskatalog. Vielmehr messe ich sie an meinem inneren Kompass, der sich selbstverständlich an den 10 Geboten und am bürgerlichen Gesetzbuch orientiert, ebenso aber auch an meiner Erziehung und an meinen Erfahrungen mit meinen Mitmenschen. Daraus bilde ich mir eine persönliche Richtschnur, nach der ich mich und mein Verhalten ausrichte. Wenn ich davon abweiche, dann bemächtigt sich meiner Scham und Erschrecken. Da bin ich nicht ich selbst gewesen!, möchte ich dann ausrufen. Das ist nicht das Bild von mir, was ich meinen Mitmenschen zeigen möchte. Ja, das kann passieren, dass ich mich in mich selbst verirre; aus Not oder in Bedrängnis. Aber ich bin es dennoch selbst gewesen. Ich merke dann, wie dünn die Decke ist, die mich vor meinen dunklen Seiten bewahrt. So kenne ich mich gar nicht!, gebe ich dann entschuldigend zu; und hoffe, dass es in Vergessenheit gerät, was geschehen ist, oder mir zumindest nicht angerechnet wird.

Durch seine Wunden seid ihr heil geworden: Christus trägt meine Sünden hinauf an seinem Leib auf das Holz. Er macht das Gesagte und Getane nicht ungeschehen. Aber er erkennt mich auch unter der Sünde. Er lüftet den Schleier des Bösen, das in mir wohnt und mitunter zu Tage tritt, und sieht darunter das Gotteskind, dass sich dann selbst nicht mehr erkennt. Wie weit ich mich auch verirre, er findet mich. Er ist der gute Hirte meiner Seele, richtet mich auf, macht mich heil, schenkt mir Frieden, nimmt mich so an, wie ich wirklich bin.

Amen.

  • Beten

Gott, in der Stille rede ich mit dir
und vertraue darauf:
Da ist ein Du, das mich sieht und hört.

Hilf mir, Gott, dass ich mich nicht in mich selbst verfange;
dass ich nicht nur meine eigenen Bedürfnisse und Nöte zum Maßstab meines Handelns mache;
dass mir die Augen meines Herzens geöffnet werden, um meinen Nächsten anzunehmen mit allem Guten und Bösen;
dass ich trotz der Zeit und der Umstände mein Vertrauen auf dich nicht verliere
und weiß, dass ich dein Gotteskind bin in hellen und auch in dunklen Tagen.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfarrer Olaf Wisch)