Ostern 2023

  • Eröffnung

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Mit dem Aufgang der Sonne läuft der Jubelruf der Christenheit um die Welt. Jesus Christus lebt. Gott erweist seine Macht, die stärker ist als der Tod. Gemeinsam wollen wir – voller Freude und Lachen – diese Macht Gottes und die Auferstehung Jesu feiern.

  • Ein Wunder vor unsern Augen – Worte nach Psalm 118

Der Herr ist meine Macht und mein Psalm
und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg /
in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Die Rechte des Herrn ist erhöht;
die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Ich werde nicht sterben, sondern leben
und des Herrn Werke verkündigen.
Der Herr züchtigt mich schwer;
aber er gibt mich dem Tode nicht preis.
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,
dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke.
Das ist das Tor des Herrn;
die Gerechten werden dort einziehen.
Ich danke dir, dass du mich erhört hast
und hast mir geholfen.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom Herrn geschehen
und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

  • Es bricht ein Stein – Ein Lied: „Wir stehen im Morgen“ (EGE 5)

1. Wir stehen im Morgen. Aus Gott ein Schein
durchblitzt alle Gräber. Es bricht ein Stein.
Erstanden ist Christus.
Ein Tanz setzt ein.
Refrain
Halleluja, Halleluja, Halleluja,
es bricht ein Stein.
Halleluja, Halleluja, Halleluja,
ein Tanz setzt ein.

2. Ein Tanz, der um Erde und Sonne kreist:
Der Reigen des Christus, voll Kraft und Geist.
Ein Tanz, der uns alle dem Tod entreißt.

3. An Ostern, o Tod, war das Weltgericht.
Wir lachen dir frei in dein Angstgesicht.
Wir lachen dich an, du bedrohst uns nicht.

(Text: Jörg Zink)

  • Das ihr auch selig werdet – Epistel aus dem 1. Korintherbrief

Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium,
das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt,
in dem ihr auch fest steht,
durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s so festhaltet,
wie ich es euch verkündigt habe;
es sei denn, dass ihr’s umsonst geglaubt hättet.
Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben,
was ich auch empfangen habe:
Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift;
und dass er begraben worden ist;
und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift;
und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.
Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.
Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen,
sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle;
nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.
Ob nun ich oder jene:
So predigen wir, und so habt ihr geglaubt.
(1. Korinther 15,1-11)

  • Alles auf den Kopf gestellt – Gedanken zum Korintherbrief

Liebe Gemeinde,

das Osterlachen ist eine altehrwürdige Tradition. Wikipedia verrät: „Zum Brauch gehörte es – insbesondere im Spätmittelalter –, dass der Priester am Ostertag von der Kanzel ein Ostermärlein, also eine erheiternde und nicht immer ganz einwandfreie Geschichte, erzählte oder eine improvisierte Schnurre zum besten gab.“ Diese Gelegenheit sei die einzige, die das Lachen in der Liturgie der Gottesdienste verankere, so der Artikel weiter. Nutzen wir also die Gelegenheit! Ich mache mich also auf die Suche nach einem Witz über den Apostel Paulus. Hm, gar nicht so einfach! Schließlich finde ich einen. Von Robert Gernhardt. Also keinen Witz, aber ein humoristisches Gedicht. Ob es predigttauglich ist? Das Gedicht mit dem Titel „Weils so schön war“ geht jedenfalls so:

„Paulus schrieb an die Apatschen:
Ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.

Paulus schrieb an die Komantschen:
Erst kommt die Taufe, dann das Plantschen.

Paulus schrieb den Irokesen:
Euch schreib ich nichts, lernt erst mal lesen.“

Aus Robert Gernhardts Gedicht lässt sich einiges lernen über Paulus und seine Briefe. Er schreibt an verschiedene Stämme oder Städte in einer für das junge Christentum eher „wilden“ Gegend; und meistens weil es ein Problem gibt. Daran erinnert auch der mahnende Ton, der sich oft in den Briefen des Paulus findet. In dem Gedicht wird unter anderem das Problem der christlichen Lebensführung angesprochen (nach der Predigt nicht klatschen – und auch nicht lachen?); die Voraussetzung, um zur Gemeinde Gottes zu gehören (Taufe, und zwar im Namen Christi!); und das Problem der angemessenen Kommunikation der Botschaft (lernt erst mal lesen). Auch der Brief an die Korinther ist davon geprägt. Es hatten sich verschiedene Gruppen herausgebildet, denen nicht ganz klar war, wer die Hauptrolle spielt im neuen Glauben. Strophen 2 und 3 wären hier auf jeden Fall einschlägig. Worauf kommt es an und wie ist es zu verstehen? Das sind Fragen, die Paulus – weniger scherzhaft – in seinen Briefen verhandelt. Um Verständlichkeit werbend nimmt Paulus die Auferstehung Jesu am Ende des Briefes als anschauliches Beispiel für eine der Grundlagen des Glaubens. Er ist wahrhaftig auferstanden, also vorher wirklich tot gewesen; und in seiner Menschlichkeit wieder auferweckt worden, nicht scheintot, nicht irgendwie als Geist oder Energie im Kosmos, sondern als Mensch aus Fleisch und Blut.
Zum einen führt Paulus einen Schriftbeweis an: dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift.
Und zum anderen führt er eine Anzahl Zeugen an, Petrus, die Zwölf, 500 Brüder auf einmal, Jakobus, die Apostel – alles Männer, nun ja – und schließlich auch sich selbst.
Und diese Begegnung ist für ihn gar keine spaßhafte Angelegenheit. Es ist für ihn eine sehr persönliche Geschichte, die auf dramatische Weise vom Scheitern, Fallen und Wiederaufstehen erzählt. Die Auferstehung, die Freude bereiten, Hoffnung schenken und Seligkeit vermitteln soll, ist also für Paulus vor allem erst mal eine bewegte Lebensgeschichte. Mit großem Ernst trägt er sie vor. Es geht ja auch um Leben und Tod. Sein Vorbild hat so auch unser Sprechen, Beten und Predigen beeinflusst. „So predigen wir, und so habt ihr geglaubt.“, schreibt Paulus selbst. Kein Wunder also, dass das Lachen im Gottesdienst eine österliche Ausnahme ist.
Ich glaube aber, dass es darüber hinaus dort seinen Platz hat, auch wenn es eine „nicht immer ganz einwandfreie Geschichte“ ist. Denn um die Auferstehung wirklich zu begreifen und sich zu Herzen zu nehmen, braucht es auch Humor. Alle Zeugnisse, die wir von den Begegnungen mit dem auferstandenen Christus haben, verlaufen eher dramatisch. Und das liegt einfach daran, dass niemand, kein Mensch, weder die Frauen am leeren Grab, noch die Jünger auf dem Weg nach Emmaus, noch Paulus auf seinem Pferd, damit rechnet. Ihrer aller Leben wird durch diese Begegnung völlig verändert. Und wer sein Leben, seine Ansichten, seine Überzeugungen und Pläne allzu ernst nimmt, wird mit dieser Überraschung nicht fertig werden. Er wird ihr schlicht keinen Platz einräumen in seinem Leben.
Wer sich also auf diesen Glauben einlassen will, wird einerseits mit großem Ernst die Botschaft hören; und andererseits mit einem Lachen auf das schauen, woran er bisher geglaubt hat. Denn es ist eine frohe Botschaft, die alles auf den Kopf stellt: Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.

Amen.

(Verweise: https://de.wikipedia.org/wiki/Osterlachen; https://www.lyrikline.org/de/gedichte/weils-so-schoen-war-3051)

  • Wieder lachen – Miteinander und füreinander beten

Großer Gott im Himmel,

ja, es ist wahr, es gibt nicht viel zu lachen auf Erden.
Selbst an diesem Tag des Lebens,
des wiederauferstandenen Lebens,
herrscht der Tod, die Gewalt, die Krankheit, der Hunger.
Im vollen Ernst.

Deshalb bitten wir dich:

Störe den Ernst der Menschen,
die für ihre Überzeugungen über Leichen gehen;
die für ihre Bedürfnisse das Leid anderer Menschen ohne weiteres in Kauf nehmen;
die sich in ihren Geschichten und Plänen derart verfangen haben, dass sie keinen anderen Weg mehr sehen;
die den Glauben an Gott in Anspruch nehmen, um anderen Leid anzutun;
störe den Ernst dieser Menschen;
störe unseren Ernst, wenn wir dich und deine frohe Botschaft darüber vergessen.
Störe uns auf und lass uns wieder lachen.
Lass uns Zeugen sein deiner Auferstehung.

Amen.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)