Quasimodogeniti (16.04.)2023

  • Anfangen

In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir.
Amen

  • Eröffnung

Der Wochenspruch für die neue Woche steht im ersten Brief des Petrus, 1,3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. „

  • Ein Lied: Der schöne Ostertag (EG 117)

Der schöne Ostertag! Ihr Menschen, kommt ins Helle! Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle. Wär vorm Gefängnis noch der schwere Stein vorhanden, so glaubten wir umsonst. Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden.

  • Worte aus Psalm 116

Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen,
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des Herrn: Ach, Herr, errette mich!
Der Herr ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig.
Der Herr behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir.
Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes.
Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,
mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.
Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt.
Ich sprach in meinem Zagen: Alle Menschen sind Lügner.
Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?
Ich will den Kelch des Heils erheben und des Herrn Namen anrufen.
Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all seinem Volk.
Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem Herrn.
Ach, Herr, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd;
du hast meine Bande zerrissen.
Dir will ich Dankopfer bringen und des Herrn Namen anrufen.
Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all seinem Volk
in den Vorhöfen am Hause des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem.

  • Predigttext 1. Mose 32,23-32

Und Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog durch die Furt des Jabbok. Er nahm sie und führte sie durch den Fluss, sodass hinüberkam,
was er hatte. Jakob aber blieb allein zurück. Da rang einer mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.
Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, rührte er an das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen,
sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.
Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnuël: Denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet. Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.

  • Predigt

Liebe Gemeinde, immer wieder packt und fasziniert mich diese Geschichte von Jakobs Kampf am Jabbok mit diesem nicht näher beschriebenem Mann.
Sie hat etwas geheimnisvolles, auch wenn sich im Laufe der Geschichte auflöst, wer dieser Mann ist – Jakob kämpft, ringt dort an diesem Fluss, in dieser Nacht mit Gott. Aber das macht es nicht weniger spannend.
Mit Gott ringen, kämpfen eine ganz Nacht? Und ihn nicht loslassen, weil Jakob von ihm gesegnet werden will. Ich lasse dich nicht – du segnest mich denn.
Ein Kampf mit Gott, in dem Gott Jakob nicht überwältigen konnte, es gelang ihm nur die Hüfte zu schlagen. Ein Kampf mit Gott in dem Jakob als „Gewinner“ hervorgeht? Gesegnet, aber hinkend und körperlich gezeichnet, endet diese nächtliche Begegnung für Jakob. Was für eine Geschichte.
Tauchen wir etwas ein in Jakobs Geschichte:
Jakobs ringen mit Gott am Jabbok erzählt von einer Übergangssituation, von einer Krisensituation an einem Flussübergang. Jakob bringt seine Familie über den Fluss, alle die zu ihm gehören, Menschen und Tiere und er betritt als Letzter das neue Land an dem anderen Ufer. Er ist auf dem Weg zu seinem Bruder Esau, mit dem er seit dem Erschleichen des Erstgeburtssegens verstritten ist. Er will sich mit ihm versöhnen.
Er hatte seine Boten zu Esau geschickt und um Versöhnung gebeten, aber Esau antwortet darauf mit einem 400 Mann starken Heer, das Jakob entgegen zieht.
Jakob bleibt, nachdem er seine Familie über den Fluss gebracht hat, allein am Fluss zurück und sein Ringen mit Gott in dieser Nacht stelle ich mir vor als ein Ringen mit seiner ganzen Lebensgeschichte, die damit beginnt, dass er der zweitgeborene Zwilling ist. Die gezeichnet ist von der unterschiedlichen Liebe der Eltern zu ihren Kindern – Issak liebte Esau und Rebecca Jakob. Und von List und Betrug, als Jakob sich bei seinem blinden kranken Vater den so wichtigen Erstgeburtssegen erschleicht und dann fliehen muss vor der Wut seines Bruders. Bei seinem Onkel Laban dient er und arbeitet hart, gründet mit Lea und Rahel seine Familie und kommt am Ende auch zu Ansehen und Reichtum. Und dann flieht er auch von Laban, vor dem Neid der Söhne Labans.
Er flieht auf Gottes Geheiß in das Land seiner Väter. Er will zurück an den Anfang und dazu gehört für ihn, etwas in seinem Leben in Ordnung zu bringen. Das mit dem Segen in Ordnung zu bringen.
Es gibt Situationen im Leben, da ringen wir mit dem Weg den wir durchs Leben gegangen sind.
Oft sind das Umbruchszeiten, in denen sich in unserem Leben etwas verändert – eine Beziehung geht zu Ende, ein Lebensabschnitt, ein Umzug steht an, eine berufliche Veränderung und es wandelt sich etwas
außen und innen.
Manche Frage und Suche bricht auf. Da wird nochmal einiges, manchmal alles, auf den Prüfstand gestellt. Mein bisheriges Leben, Entscheidungen, die ich getroffen habe und unser Glaube hängt da meistens mit dran. Wenn Lebensfragen aufbrechen, brechen meist auch Glaubensfragen mit auf.
Bei Jakob ist es der Wunsch, ein eigenes Leben unabhängig von Laban zu führen und sein Verhältnis zu seinem Bruder in Ordnung zu bringen. Und in seine Heimat zurückzugehen.
Nicht selten ringen wir nachts mit diesen Lebensbilanzen – liegen wach, die Gedanken drehen sich. Manchmal fühlt es sich wie ein innerer Kampf an.
In dem sich Gedanken sortieren. Wünsche und Einsichten konkreter werden. Manchmal ist es auch ein Ringen mit Gott – warum stehe ich jetzt vor diesen Fragen, was wird jetzt der nächste Schritt, was wird mein Weg sein?
Jakob lässt diesen Mann mit dem er in dieser Nacht am Fluss kämpft nicht los. Er darf nicht gehen.
Weil Jakob in dieser Nacht etwas klar wird. Jakob ringt um den Segen. Um den er im Grunde seit seiner Geburt gekämpft hat.
Jetzt erschleicht und erkauft er ihn sich nicht. Er erbittet ihn, fordert ihn sich mit aller Kraft, in diesem Ringen mit Gott. Da an diesem Fluss.
Das braucht eine ganze Nacht.
Jakob hat gekämpft und gerungen. Jakob hat nicht aufgegeben. Und Gott ist da geblieben die ganze Nacht, als die Kraft Jakobs Wut und Ärger etwas entgegen hält, standhält. Ihn nicht überwältigt, bezwingt oder klein macht.
Gott bleibt ihm, Jakob, ist in dieser Nacht ein Gegenüber und er ist ihm sehr nah.
Körperlich nah.
Und am Morgen erst bekommt er ihn, den Segen und einen neuen Namen.
Israel – der mit Gott und den Menschen ringt und gewinnt. Nicht im Sinne eines Sieges über den anderen, er gewinnt etwas für sein Leben.
Gottes Segen, mit dem der Schmerz über das eigene Versagen auch über eine schwere Lebensgeschichte zu tragen, zu ertragen ist. Mit dem er an dieses andere Ufer und zu seinem Bruder gehen kann. Mit dem er Versöhnung wagen kann. Mit dem er seinen Lebensschmerz, die verrenkte Hüfte, annehmen kann.
Eine Mut machende und besondere Geschichte. Als Gesegnete dürfen wir aus Situationen hervorgehen, in denen wir mit Lebensfragen oder auch mit unserem Glauben ringen. Als Gesegnete und auch Gezeichnete – so eine Nacht, so eine Krise, hinterlässt Spuren, hinterlässt Erfahrungen, einige Kratzer und Risse in unserem Leben.
Mit der Geschichte von Jakob dürfen wir darauf vertrauen, dass wir in unseren Übergängen, Neuanfän-gen, in unsern Lebens- und Glaubenskrisen, in unserem Ringen mit dem Leben und mit unserem Glauben auf Gott hoffen dürfen – greifbar nah, als ein kraftvolles Gegenüber, dass unseren Fragen und Zweifeln
standhält. Als Gezeichnete und Gesegnete werden wir in das Licht des Morgens sehen dürfen. Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserm Herrn.

  • Miteinander und füreinander beten

Jesus Christus, du bist von den Toten auferstanden.
Du lässt uns hoffen. Du tröstest.
Du machst alles neu. Bei dir ist das Leben.
Jesus Christus, wir bitten dich um Versöhnung.
Wir bitten dich um Hoffnung für alle, die im Streit liegen:
für zerstrittene Paare,
getrennte Familien,
einander bekämpfende Gemeinschaften.
Versöhne sie und gib ihnen ein neues lebendiges Herz.
Jesus Christus, wir bitten dich um Frieden.
Wir bitten dich um Hoffnung für alle, die sich vor der Zukunft fürchten:
für die jungen Menschen und ihre Pläne,
für die von Sorge um das tägliche Brot Zermürbten,
für die gequälte Schöpfung.
Hindere die zerstörerischen Kräfte und breite deinen Frieden aus.
Jesus Christus, du bist von den Toten auferstanden, damit wir leben.
Wir danken dir, wir loben dich,
wir bitten dich: Bleibe bei uns heute,
in diesen österlichen Tagen und alle Zeit.

Mit Jesu Worten bitten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Gemeindepädagogin Gunda Ortmann)