Rogate (09.05.)2021

  • Eröffnung

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. singt der Psalm 66. Das kann gelingen, wenn wir Gott loben, nicht nur im Lied sondern auch in der Tat. Dann sprechen wir das Amen fein, wie es am Ende des Wochenliedes heißt, aus vollem Herzen. Amen.

  • Aus Psalm 95

Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken
und jauchzen dem Hort unsres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der Herr ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat’s gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott
und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.

  • Lukas 11,5-13

Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

  • Gedanken zu Lukas 11,5-13

Der Evangelist Lukas lässt kein gutes Haar an seinen Helden. Der eine ist ein unverschämter Drängler. Er nimmt keine Rücksicht auf die Uhrzeit. Er nützt die Freundschaft aus. Er stört die Ruhe der Kinder. Er macht Umstände. Der andere ist – und das ist auf alle Menschen gemünzt – ein böser Mensch. Ein von Grund auf – das legt die griechische Vokabel nahe – schlechter, unwürdiger und lasterhafter Mensch.
Dennoch. Beide geben gute Gaben. Beide kümmern sich. Der eine sorgt sich um seine Kinder. Auf keinen Fall möchte er ihnen Schaden zufügen. Der andere ist für seinen Freund da. Auch wenn die Zeit gerade gar nicht passt. Das Bild des Menschen ist bei Lukas spannungsreich.
Mein Telefon klingelt kurz vor Mitternacht. Ein Freund steht mit seinem kaputten Auto irgendwo bei Trotha. Jetzt kommt er nicht weiter. „Kann ich erstmal bei Dir übernachten?“ Keine Frage. Zum Glück fährt einer der Nachtbusse sowohl dicht bei ihm als auch bei mir vorbei. Die Tankstelle bei mir um die Ecke verkauft nach 22:00 Uhr keinen Alkohol mehr. Ich bekomme trotzdem mein Bier. Für meinen Freund. Nach diesem Tag kann er es gut gebrauchen. Dann stehe ich nachts halb 2 an der Haltestelle und hole ihn ab.
Es fühlt sich ein wenig seltsam an. Aber das ist nicht der Punkt. Entscheidend ist, dass ich normalerweise an der Tankstelle nicht nachgefragt hätte. So war es aber selbstverständlich. Meine Zurückhaltung ist einem „unverschämten Drängen“ gewichen. Das fühlt sich gut an. So ist es erlaubt. Es fühlt sich an, als ob auch für mich – ein kleines bisschen wenigstens – ein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Sei mutig! Steh für andere ein! Auch mitten in der Nacht.
Jesus sagt: Um so mehr wird Gott für dich sorgen. Ich weiß, dass das keine Wunscherfüllungsmaschine ist. Jesu Wort spricht genau in diesen Zweifel hinein. Dein Gebet wird nicht erhört? Glaubst du das wirklich? Glaubst du, dass Gott so schlecht handelt. Im Vergleich zu deiner Schlechtigkeit? Selbst du vermagst es doch, Gutes zu tun.
Ja, ich weiß, was ich zu tun habe. Trotz meiner Bequemlichkeit. Meiner Angst. Meiner Vernunft. Trotzdem. Ich gehe raus und tue das, was nötig ist. Ein gutes Gefühl. Ein Geist, der das Nötige tut, um anderen zu helfen. Ein guter Geist, der mich hinausführt über das, was mir selbst mangelt. Wenn ich für einen Freund bitte, erfüllt sich meine Bitte und mein Gebet von selbst.
Ich glaube, dass diese Welt von einem guten Geist durchwaltet wird. Es geht nicht darum, Vergeltung zu erfahren. Es geht darum, für andere da zu sein. Und auf wunderbare Weise wird diese Güte weiter getragen. Bis sie wieder bei mir ankommt. Oder besser gesagt: Sie war nie weg. Sie ist dann gegenwärtig, wenn ich Gutes tue. Wenn ich bitte. Wenn ich frage. Wenn ich suche. Wenn ich klopfe. Für den Freund. Für mein Kind. Ist Gott da. Amen.

  • Ein Gebet füreinander und miteinander

Gott im Himmel,
was kann ich tun für den Frieden auf der Welt.
Dass ich selbst Frieden finde.
Gegen den Krieg zwischen den Ländern.
Gegen den Hass auf der Strasse.
was kann ich tun für den Glauben in dieser Welt.
Dass ich selbst Glauben finde.
An deinen guten Geist, der uns neues Leben
und Vertrauen zueinander schenkt.
was kann ich tun für die Liebe in der Welt.
Dass ich selbst Liebe finde.
Für Nähe und Hilfe, für die Menschen,
die uns nah und vor allem für die, die uns fern stehen.
was kann ich tun für die Hoffnung auf der Welt.
Dass ich selbst Hoffnung finde.
Heraus aus den Zweifeln, der Einsamkeit, dem Schmerz,
heraus aus der Sinnlosigkeit, die uns quält.
Stärke meinen Mut dafür zu beten, zu handeln!,
wovon mein Herz und mein Verstand deutlich sprechen.
Wir sprechen und singen mit den Worten Jesu Christi:

  • Ein Lied als Vaterunser: „Vater unser im Himmelreich“ (EG 344)

1 Vater unser im Himmelreich, der du uns alle heißest gleich
Brüder sein und dich rufen an und willst das Beten von uns han:
gib, dass nicht bet allein der Mund, hilf, dass es geh von Herzensgrund.

2 Geheiligt werd der Name dein, dein Wort bei uns hilf halten rein,
dass auch wir leben heiliglich, nach deinem Namen würdiglich.
Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr, das arm verführet Volk bekehr.

3 Es komm dein Reich zu dieser Zeit und dort hernach in Ewigkeit.
Der Heilig Geist uns wohne bei mit seinen Gaben mancherlei;
des Satans Zorn und groß Gewalt zerbrich, vor ihm dein Kirch erhalt.

4 Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich auf Erden wie im Himmelreich.
Gib uns Geduld in Leidenszeit, gehorsam sein in Lieb und Leid;
wehr und steu’r allem Fleisch und Blut, das wider deinen Willen tut.

5 Gib uns heut unser täglich Brot und was man b’darf zur Leibesnot;
behüt uns, Herr, vor Unfried, Streit, vor Seuchen und vor teurer Zeit,
dass wir in gutem Frieden stehn, der Sorg und Geizens müßig gehn.

6 All unsre Schuld vergib uns, Herr, dass sie uns nicht betrübe mehr,
wie wir auch unsern Schuldigern ihr Schuld und Fehl vergeben gern.
Zu dienen mach uns all bereit in rechter Lieb und Einigkeit.

7 Führ uns, Herr, in Versuchung nicht, wenn uns der böse Geist anficht;
zur linken und zur rechten Hand hilf uns tun starken Widerstand
im Glauben fest und wohlgerüst‘ und durch des Heilgen Geistes Trost.

8 Von allem Übel uns erlös; es sind die Zeit und Tage bös.
Erlös uns vom ewigen Tod und tröst uns in der letzten Not.
Bescher uns auch ein seligs End, nimm unsre Seel in deine Händ.

9 Amen, das ist: es werde wahr. Stärk unsern Glauben immerdar,
auf dass wir ja nicht zweifeln dran, was wir hiermit gebeten han
auf dein Wort, in dem Namen dein. So sprechen wir das Amen fein.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)