- Eröffnung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Jetzt ist sie die da, die große Kraft Gottes, sein Heiliger Geist, unsere Gemeinschaft in Jesu Christi und erfüllt uns mit Gebet, Lied und Wort. Wo immer wir auch sind.
- Lied: „Gelobet sei der Herr“ (EG 139)
1) Gelobet sei der Herr, / mein Gott, mein Licht, mein Leben,
mein Schöpfer, der / mir hat mein Leib und Seel gegeben,
mein Vater, der mich schützt / von Mutterleibe an,
der alle Augenblick / viel Guts an mir getan.
2) Gelobet sei der Herr, / mein Gott, mein Heil, mein Leben,
des Vaters liebster Sohn, / der sich für mich gegeben,
der mich erlöset hat / mit seinem teuren Blut,
der mir im Glauben schenkt / das allerhöchste Gut.
3) Gelobet sei der Herr, / mein Gott, mein Trost, mein Leben,
des Vaters werter Geist, / den mir der Sohn gegeben,
der mir mein Herz erquickt, / der mir gibt neue Kraft,
der mir in aller Not Rat, / Trost und Hilfe schafft.
4) Gelobet sei der Herr, / mein Gott, der ewig lebet,
den alles lobet, was / in allen Lüften schwebet;
gelobet sei der Herr, / des Name heilig heißt,
Gott Vater, Gott der Sohn / und Gott der werte Geist.
5) Dem wir das Heilig jetzt / mit Freuden lassen klingen
und mit der Engelschar / das Heilig, Heilig singen,
den herzlich lobt und preist / die ganze Christenheit:
Gelobet sei mein Gott / in alle Ewigkeit!
- Worte aus Psalm 113
Halleluja! Lobet, ihr Knechte des HERRN,
lobet den Namen des HERRN!
Gelobt sei der Name des HERRN
von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des HERRN!
Der HERR ist hoch über alle Völker;
seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
Wer ist wie der HERR, unser Gott,
im Himmel und auf Erden?
Der oben thront in der Höhe,
der niederschaut in die Tiefe,
der den Geringen aufrichtet aus dem Staube
und erhöht den Armen aus dem Schmutz,
dass er ihn setze neben die Fürsten,
neben die Fürsten seines Volkes;
der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt,
dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.
Halleluja!
- Worte aus dem 4. Buch Mose, Kapitel 6
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
- Gedanken zum Text
„Erstlich wird einträchtiglich gelehrt und gehalten, daß ein einig gottlich Wesen sei, welchs genennt wird und wahrhaftiglich ist Gott und seind doch drei Personenin demselben einigen gottlichen Wesen, gleich gewaltig, gleich ewig, Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist, alle drei ein gottlich Wesen, ewig, ohn Stuck, ohn End, unermessener Macht, Weisheit und Gute, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbarn und unsichtbarn Ding.“
Liebe Leserin, lieber Leser
das ist der Beginn der Augsburgischen Konfession. Im Gesangbuch ist sie unter der Nr. 808 zu finden. Sie gehört zur Tradition und zum Bekenntnis unserer evangelisch-lutherischen Kirche. Dieses Bekenntnis leitet sich ab aus den Bekenntnissen und Überlegungen der Kirchenväter, die nach besten Wissen und Gewissen die Heilige Schrift ausgelegt haben. Ihnen war wichtig zu betonen, dass Jesus Christus, grob gesprochen, nicht nur ein Geist ist; aber auch nicht nur ein Leib. Und dass die Dreiheit Gottes nicht nur ein Anschein ist, eine Möglichkeit, wie Gott uns erscheint; sondern in jeder Person – Vater, Sohn und Heiliger Geist – ganz und gar selbstständig Gott ist. Es gibt also keine Gottheit, die wir hinter Jesus Christus finden könnten, oder hinter dem Heiligen Geist oder hinter dem Vater. Sie sind, jeweils für sich, ganz und gar Gott.
In diesem Bekenntnis zum dreieinigen Gott liegt der Anlass für das heutige Thema des Gottesdienstes. Trinitatis, Tag der Heiligen Dreifaltigkeit.
Der tiefere Grund für diese Dreiheit liegt aber nicht nur in der Tradition. Sie liegt ebenso im inneren Wesen des Menschen begründet und schließlich im inneren Wesen Gottes selbst. Zunächst gibt es ein menschliches „Bedürfnis“ in Dreierkonstellationen zu denken und zu handeln. Belege dafür finden sich nicht nur in anderen Religionen. Ein Beispiel sei nur genannt: Im Hinduismus wird die Dreigestalt des Schöpfers, des Erhalters und des Zerstörers überliefert. Menschlich gesprochen, entspricht das der nüchternen Erkenntnis: Was er vorne aufgebaut hat, reißt er mit dem Hintern wieder ein. Menschliche Verhaltensweisen finden sich darin wieder. Ebenso findet sich in der Philosophie oft ein Dreischritt. Bekanntes Beispiel ist die dialektische Erkenntnis von der These über die Antithese zur Synthese. Auch hier spielt das Erschaffen, Zerstören und Erhalten eine große Rolle. Und in der Psychologie denke ich zum Beispiel an die Dreiheit in der Elternschaft. Vater, Mutter und Kind. Bzw. Vater und Mutter und was zwischen Vater und Mutter ist. Für das Kind sind alle drei Aspekte wichtig. Das Mütterliche, wie es sich in der Geborgenheit zeigt. Das Väterliche, das dem Kind Selbständigkeit vermittelt. Und die Beziehung zwischen Mütterlichem und Väterlichem, die dem Kind ein Beispiel gibt für seine eigene Partnerschaft und Liebe.
Aber ich komme zurück zur kirchlichen Tradition. Augustinus, einer der großen Kirchenväter aus dem 4. und 5. Jahrhundert, setzt seine Überlegungen ebenfalls beim Menschen an. Wie liebt und denkt der Mensch, fragt er sich. Und schließt von daher auf das göttliche Wesen, dass wir als sein Ebenbild in uns tragen. Augustinus sagt: „Siehe, wenn ich, der ich diese Fragen stelle, etwas liebe, dann sind es drei: Ich, das, was ich liebe, und die Liebe selbst. Der Liebende, das Geliebte und die Liebe.“ Von dort aus entwickelt er seine Gedanken über das Wesen Gottes selbst. Auch Gott braucht nach dem biblischen Zeugnis ein Gegenüber, um seiner Liebe gerecht zu werden. Im ersten Johannesbrief heißt es: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Gott ist die Liebe.“ Gott ist in Bewegung. Gott geht in Beziehung. Erst so ist er ganz Gott. Und für mich ist das ein Fest. Denn aus dieser inneren Bewegung Gottes bin ich in diese Welt hineingeliebt. Gott bleibt nicht für sich. Er ist für mich.
Gottes Segen verliert sich nicht in seiner Macht. Er wird ausgegossen über seine Geschöpfe. Der Segen, der im 4. Buch Mose überliefert ist und den Gottesdienst beschließt, macht das deutlich: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht über dir und gebe dir Frieden.
So gelangt übrigens dieser Segen als biblisches Wort in die Predigtordnung für diesen Sonntag. Äußerlich, weil es ebenfalls eine dreifaltige Formulierung ist. In einem tieferen Sinne, weil Gott mich in seiner Hand hält, mich anschaut und mit mir spricht. Der Vater der Schöpfung, der Sohn der erkennenden Liebe, der Heilige Geist des Verständnisses und der Vergebung. So entspricht es Gottes Wesen. Weil Gott in all seiner Macht gar nicht anders kann.
So halte ich es fest. Doch meine Worte sind zu klein, um das zu beschreiben. Die Macht, die in diesem Segen liegt, zerstiebt, wenn ich sie in Worte fassen will. Der blühende Moment aber, in dem ich sie spüre, in dem du sie spürst, ist Grund und Ende.
Amen.
- Fürbitten
Gott Vater, erhalte uns in deinem Glauben, dass wir in unserem Glauben Vertrauen finden.
Gott Sohn, erhalte uns in deiner Liebe, dass wir unsere Liebe reichlich weitergeben.
Gott, Heilger Geist, erhalte uns in deiner Hoffnung, dass wir unsere Hoffnung nicht verlieren.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfarrer Olaf Wisch)